Muss man den Tod fürchten?
Es ist ein Unterschied, ob jemand mit 35 Jahren halb zerfetzt wird und furchtbar qualvoll stirbt oder mit 90 Jahren friedlich zu Hause. Wenn alte Menschen sterben, ist das traurig, vor allem, wenn es die eigenen Eltern sind. Aber es ist auch etwas Wunderbares, nach einem erfüllten Leben zu Hause einen guten Abschied zu finden. Als Christ sage ich: Man muss den Tod nicht fürchten, es gibt die Zusage der Auferstehung, die auch in schwierigen Situationen tröstet. Wir müssen wissen, dass unser Leben einen Beginn und ein Ende hat. Im Brahms Requiem gibt es diese wunderbaren Zeilen: "Herr, lehre doch mich, dass es ein Ende mit mir haben muss, und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muss." Es ist sogar so, dass ich mich im Angesicht des Todes manchmal besonders lebendig fühle. Der Umgang mit Beerdigung und Trauer macht denjenigen, der lebt, besonders lebendig. Und angesichts des Todes entsteht Nähe zwischen denen, die leben. Förmliche Grenzen, die es sonst gibt, sind plötzlich nicht mehr so wichtig.Bundesminister Dr. Thomas de Maiziére im evangelischen Magazin "chrismon" 01.2012