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Pressestimmen zur Preisverleihung InTakt 2007 an Gruppe "dance and fight" aus Gescher


Gescher

Wenn Stöcke im Tanz fliegen

Von Helene Wentker

Gescher. Eminem-Musik tönt aus den Lautsprechern. Die jungen Leute auf der schwarz verkleideten Bühne bewegen sich exakt im Rhythmus. Wie eine Mischung aus Tanz und Kampfsport wirkt es, wenn sie ihre Rattanstöcke im Takt aneinanderklingen lassen und dabei unterschiedlichste Formationen entstehen. Gebannt sitzt die Fangemeinde aus Haus Hall im Zuschauerrund und verfolgt die Vorstellung. Zu-ga-be, Zu-ga-be, brüllen die Haus Haller, als der letzte Ton verklungen ist.

Das lassen sich die zehn Jugendlichen, geleitet von ihrer Lehrerin Ingrid Stinshoff, nicht zwei Mal sagen. Sie stecken die Köpfe zur kurzen Absprache zusammen. Schon erklingt erneut Musik, und die Stöcke schwingen im Takt. Dann gehen die Lichter aus. Stolz heimsen die Tänzer den letzten Applaus ein. Die Generalprobe ist gelungen. Dortmund kann kommen... Denn die Stocktanzgruppe dance and fight von Haus Hall hat mit ihrer seltenen Kunst soeben einen Preis gewonnen: den mit 3500 Euro dotierten Förderpreis InTakt der miriam-stiftung wird die Haus Haller Gruppe am 5. Oktober in der Dortmunder Uni entgegennehmen dürfen. Zur Feier des Tages wollen die Stocktänzer aus Gescher dann eine Darbietung geben. Eigens für den Tag in Dortmund haben sie ein Programm und ausgefeilte Choreografien zusammengestellt. Schließlich haben sie unter 19 Bewerbern aus ganz Deutschland dafür den Sieg davongetragen: Wir haben die Verbindung zwischen Stocktanz und Musik erfunden und umgesetzt, ist Lehrerin Ingrid Stinshoff sichtlich stolz.

Vor vier Jahren hat sie den Stocktanz auf einer Weiterbildung in Dortmund kennen gelernt. Ganz nett, dachte die Lehrerin an der Haus Haller Förderschule damals, aber für unsere Schüler wäre das zu schwer. Dennoch wagte sie das Experiment. Zusammen mit Alexander Bodenstein, einem Schüler ihrer Klasse der Berufspraxisstufe, probierte sie das Stocktanzen aus. Dann begann sie mit der ganzen Klasse ein Projekt im Sportunterricht. Die Schüler - darunter ein Schlagzeuger - erwiesen sich als interessiert und gelehrig: Sie bringen eine Vorstellung von musikalischen Strukturen mit, hören die Wechsel in der Musik, haben ein gutes Rhythmusgefühl, konnte Ingrid Stinshoff bald entdecken. So stand für sie und ihre zehn Schüler fest: Wir machen was aus diesen Ansätzen.

Schon bald nahm das Projekt fast professionelle Züge an. Steve Bockholt zum Beispiel entwarf T-Shirts für die Gruppe mit einem Emblem der philippinischen Flagge, weil sich die Tanzkunst aus diesem Land ableitet. In kunstvollen Schriftzügen und leuchtendem Rotton ließ Bockholt den Schriftzug Dance and fight auf die schwarzen T-Shirts drucken. Ich bin froh, dass wir die Kreativabteilung haben, lächelt Frau Stinshoff.

Hat sie nie Angst, dass sich die 16- bis 18-Jährigen beim Tanz mit den Stöcken verletzen? Da ist - bis auf ein paar blaue Flecken und geschwollene Finger - noch nie was passiert, antworten alle im Chor. Die Freude überwiege deutlich: Wir fühlen uns beim Stocktanzen verbunden; wir wissen, dass wir was Besonderes können. Das tut gut, sagen die Schüler. Die jungen Leute bekämen Respekt voreinander, stellten sich aufeinander ein. Auch fördere das Stocktanzen Koordination, Konzentration und Fantasie. Das Ergebnis dieser Arbeit kann sich sehen lassen!

21. September 2007 - Quelle: Gescherer Zeitung


aus Dortmund-ist-in.de

Stockkämpfer mit rhythmischer Musik erhielten Förderpreis InTakt 2007

Der Geruch von Feuer lag in der Luft. Die Stockkampftruppe „Fight and Dance“ der Bischöflichen Förderschule Haus Hall in Gescher verwandelte am Freitagabend die nüchterne Aula der Dortmunder Uni in eine Arena und riss das Publikum von den Stühlen. Die 10-köpfige Gruppe ist diesjährige Preisträgerin des bundesweit ausgeschriebenen und mit 3.500 € dotierten Förderpreises der miriam-stiftung Sie „kämpft“ mit Rattan-Stöcken – aber nicht gegeneinander, sondern im Gleichklang von fetziger Musik. So entsteht eine Mischung aus Tanz und Sport, rhythmisch und mitreißend und das in immer neuen Formationen. Und der feurige Geruch? Er entsteht beim Aneinanderschlagen der langfaserigen Stöcke aus Asien.

Was das Besondere an Fight and Dance ist? Prof. Dr. Irmgard Merkt, Mitglied der Jury bei der Preisverleihung, beschreibt die große Leistung der überwiegend aus Behinderten bestehenden Gruppe in ihrer Laudatio so: „Die Vielfalt der Choreografie, die ausgefeilte Schlagtechnik, die nicht nur Grundmuster wiederholt, sondern immer neue Figuren zeigt und das mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad.“ Die Professorin für Sonderpädagogik und Dekanin der Fakultät Rehabilitationswissenschaften ist Koordinatorin von Europa InTakt. Dieser internationale Kongress führte vom 03.-07. Oktober viele Musikpädagoginnen und –pädagogen sowie Musikgruppen aus verschiedenen europäischen Ländern nach Dortmund und brachte diese kräftig in Takt. Beim großen Schlusskonzert in der Rathaushalle brachten die auf viele Arbeitsgruppen verteilten Kongressmitglieder mit ihren Präsentationen auch dieses Haus mal so richtig in Schwung.

Ministerpräsident Dr. Rüttgers erklärt zur Bedeutung: „Der Förderpreis InTakt ist längst ein Markenzeichen für lebendige Musikerziehung geworden, ein Beispiel für sinnvolle musikpädagogische Förderung und aktive Freizeitgestaltung. Die miriam-stiftung demonstriert mit diesen Preisvergaben, auf welch hohem Niveau Musikensembles mit behinderten Menschen Musik machen können.“

Musik nicht nur hören, nein, selber Musik machen – darum geht es. Miteinander InTakt kommen. Dazu Anregungen geben, ist Anliegen des Uni-Projekts InTakt. Daher wurde auch die außerordentliche Leistung von Frau Beate Theißen von der Rurtalschule in Heinsberg gewürdigt. Sie ist diesjährige Gewinnerin des mit 1.500 € dotierten Förderpreises für MusikpädagogInnen. „Blockflöte – das kann ich – neue Hits für coole Kids“ - der Titel der von ihr entwickelten Blockflötenschule für Kinder. Diese Flötenschule verhilft sehr erfolgreich auch behinderten Kindern zu ihren ersten „Flötentönen“, weil sie spielerisch in musikalische Handlungsfelder einführt.

Nachricht vom 9.10.07 07:38