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Förderpreis InTakt 2013

Irmgard Merkt

10 Jahre Förderpreis InTakt

Der Förderpreis InTakt wird Tradition. Eine gute Tradition bürgerschaftlichen und musikpolitischen Engagements, eine Tradition, die auf Zukunft gerichtet ist - auf die Gestaltung einer inklusiven Gesellschaft. Die miriam-stiftung (www.miriam-stiftung.de) vergibt jährlich einen Einzel- und Gruppenpreis für musikalische Konzepte und Aktivitäten, deren Ziel es ist, Menschen mit Behinderung, jünger oder älter, musikalisch auszubilden, (Einzelpreis, € 1.500.-) und in musikalische Aktivitäten einzubinden die gemeinsam mit sogenannten Nichtbehinderten stattfinden (Gruppenrpeis, € 3.500.-).

Die lange Liste der nunmehr 26 Preisträgerinnen und Preisträger aus zehn Jahren liest sich immer wieder überraschend: Die kreativen, und auch unkonventionellen Kräfte inklusiver musikalischer Kulturarbeit sind hier versammelt. Kreativ im Sinne von Nicht-Verniedlichung und Nicht-Behinderungsorientiert, unkonventionell im Sinne vieler Klangwelten - von Neuer Musik über Weltmusik bis Elektropop. Die Jury, bestehend aus Prof. Elisabeth Braun und Prof. Dr. Irmgard Merkt, zeigt sich zufrieden: Inklusion und Innovation gehen künstlerisch wie menschlich Hand in Hand.

Politisch wird der Preis hochrangig wahrgenommen. Der Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, MdB Hubert Hüppe, war bereits dreimal zur Preisverleihung anwesend - ebenso wie die Rektorin der TU Dortmund, Prof. Dr. Ursula Gather. Das Grußwort von Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin von NRW, zeigte in ebenso freundlichen wie kompetenten Worten die Bedeutung, die die Landesregierung NRW diesem Preis zumisst.

Preisträger des zehnten Förderpreises InTakt sind Frau Prof. Dr. Birgit Jank, die an der Universität Potsdam das Thema Inklusion innovativ und systematisch in die Musiklehrerausbildung einbringt - als erste ihrer Zunft. Den zehnten Gruppenpreis erhielt das Ostbayerische Jugendorchester, das zusammen mit dem Chor der Cabrini-Schule Offenstetten eine Komposition von Nikolaus Brass einstudierte und mehrfach zur Aufführung brachte. Die nmz hat berichtet. Zur Preisverleihung in das Dortmunder Rathaus eingeladen, waren die jungen Musikerinnen und Musiker aus Niederbayern und der Oberpfalz übrigens von Dortmund begeistert. "Wir hätten nie gedacht, das Dortmund so schön" ist, meinte eine Geigerin. "Aber- Bayern ist auch schön" fügte sie hinzu. Beidem kann man nicht wirklich widersprechen….

Weitere Infos auch unter Termine Berichte Presse

Laudatio

von Frau Prof. Dr. Irmgard Merkt zur Preisverleihung an das Projekt "Klangbrücken" des Ostbayerischen Jugendorchesters mit der Cabrini-Schule Offenstetten:

Ich glaube, die meisten Bayern und alle, die hier anwesend sind, müssen erst mal im Internet oder in traditionelleren Medien nachschauen, welche Region in Bayern mit "Ostbayern" genau gemeint ist. Selbst ich - als geborene Münchnerin - musste mich erst einmal klug machen, als ich die Bewerbung des Projektes Klangbrücken um den Förderpreis InTakt gelesen habe. Wenn ich einen Artikel der Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte von 2008 richtig deute, ist Ostbayern ein immer wieder umstrittener Begriff, den insbesondere die Tourismus-Industrie lieber hat als die alten regionalen Bezeichnungen Niederbayern und Oberpfalz und Bayerischer Wald. Vorhin, beim Mittagessen, habe ich verschiedene Mitglieder des Projektes gefragt, wo sie sich denn verorten - und ich bekam die überzeugte Antwort: "Mir san aus Niederbayern".
Übrigens, persönlich und kulturell bin ich dem Raum, aus dem das Ostbayerische Jugendorchester kommt, doch auch recht nahe. Meine Oma lebte lange Zeit in Landshut, ich selbst habe in München an der Musikhochschule Schulmusik für Gymnasium studiert und war in den Jahren 1968 bis 1973 viel mit den damaligen Kompositionsstudierenden zusammen. Aus der Zeit kenne ich im Übrigen Peter Kiesewetter, bei dem Herr Brass studiert hat.
Schon bald nach dem Studium bin ich der Liebe halber nach Nordrhein-Westfalen. Kaum ein Bayer kann glauben, dass man in Dortmund überleben kann - aber Sie sehen, es hat geklappt. Und zwar ziemlich gut. Im Ruhrgebiet treffen sich viele Menschen mit einer positiven Macher-Mentalität. So haben auch wir uns getroffen - das Ehepaar Sonnemann und ich - und zusammen mit der geschätzten Kollegin Elisabeth Braun in der Jury können wir heute zum zehnten Mal den Förderpreis InTakt vergeben. So geht es eben, wenn sich die Richtigen treffen… Mein Dank geht noch einmal an Christa und Wilhelm Sonnemann, die den Förderpreis InTakt möglich machen - und an alle, die den Preis, die Preisverleihung und das Thema Musik und Inklusion unterstützen.

Jetzt aber zu den Preisträgern. Warum war es für die Jury so leicht, den zehnten Förderpreis InTakt an das Projekt Klangbrücken zu verleihen? Ich will es kurz machen: Es geht genau um die Ehrung der "Macher-Energie". Da hat einer eine Idee, nämlich die, dass ein Komponist doch auch ein Stück für ein bereits existierendes Orchester und eine bereits existierende Musikgruppe einer Schule schreiben könnte. Dieser eine war Helmut Rohm, Redakteur der Sendung BR - Klassik und Spezialist für Neue Musik im Bayerischen Rundfunk. Er sprach mit dem Komponisten Nikolaus Brass und dem Orchesterleiter Hermann Seitz über diese Idee, bisher nicht Zusammengehöriges zusammen zu bringen - und alle sagten sofort Ja! Nikolaus Brass besuchte die Jungmusiker und die Cabrini-Schule und fing an zu komponieren. Herrmann Seitz fing dann an zu proben. Es ging aber nicht nur darum, ein Stück aufführungsreif zu machen - es ging auch um Kontakt. Und das Jugendorchester traf sich mit den Jungmusikerinnen und Jungmusikern der Cabrini-Schule in einer der beneidenswert schönen Bayerischen Musikakademien, in Schloss Alteglofsheim. Die Bayern haben drei dieser wunderbaren Musikakademien in umgebauten Klöstern - Markt Oberdorf, Hammelburg und eben auch Schloss Alteglofsheim. In letzterem fanden Begegnungs- und Probewochenenden des Orchesters mit dem Chor bzw. der Instrumentengruppe der Cabrini-Schule Offenstetten statt. Welch organisatorischer Aufwand das für alle war - das wissen nur die, die so etwas Ähnliches schon gemacht haben. Welche menschlichen Begegnungen sich aus solchen musikalischen Begegnungen ergeben - das wissen auch die, die so etwas Ähnliches schon gemacht haben.

Der Blick auf das Andere, das Fremde, das Irritierende verändert sich nicht über moralischen Anspruch oder über Denken - er verändert sich nur über das gemeinsame Tun. Manchmal kommen im gemeinsamen Tun eben die Richtigen zusammen. Das nennt man dann Inklusion.

Zum richtigen Ergebnis gehört - und das ist auch preiswürdig - die Vorstellung von Professionalität. Professionalität im Anspruch und Professionalität in der Ausführung. Nicht nur "irgendwie" soll es sein, sondern bewusst gestaltet. Nicht nur "irgendeine" Spannung soll es geben, sondern eine musikalisch aufgebaute Logik. Nicht nur irgendeine Freizeitbeschäftigung soll es sein, sondern eine bewusste Entscheidung dafür, Musik zu gestalten.

Ich brauche das, was an anderer Stelle über das Projekt Klangbrücken geschrieben wurde, hier nicht zu wiederholen. Ich freue mich sehr, dass wir heute das Projekt Klangbrücken auszeichnen dürfen - als ein besonderes Projekt, das Menschen in ihren Verschiedenheiten menschlich und musikalisch zusammengeführt hat.
Ich darf jetzt nach vorne bitten:
Herrn Brass
Herrn Heggemann - der Herrn Seitz vertritt
Frau Köster
Frau Gamurar