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Förderpreis InTakt 2012

Aus den Bewerbungen ermittelte die aus drei MusikprofessorInnen bestehende Jury die Preisträger:

Mit dem Förderpreis I (Preisgeld € 3.500) würdigt die Jury das Ensemble "Just Fun", das unter der Leitung von Claudia Schmidt zur bundesweit bedeutendsten Big Band im Bereich musikalischer und inklusiver kultureller Bildung herangewachsen sei. "Just Fun" und Claudia Schmidt leisten einen vorbildhaften und herausragenden Beitrag zur Weiterentwicklung der bundesdeutschen Gesellschaft in Richtung Inklusion. (Wortlaut der Laudatio weiter unten)

Der Förderpreis II (dotiert mit € 1.500) ging an Claudia Schmidt, in Anerkennung ihrer hohen künstlerischen Leistungen für das Ensemble "piano plus", das sie im Rahmen des Dortmunder Modell: Musik gegründet hat. Das Ensemble verbindet vorbildhaft Menschen mit unterschiedlichsten musikalischen Kompetenzen und setzt gleichzeitig einen neuen Maßstab für musikalische Qualität in der inklusiven Musikarbeit.. (Wortlaut der Laudatio weiter unten)

Highlight der Preisverleihung waren die musikalischen Darbietungen der Preisträger.

Der Förderpreis InTakt der miriam-stiftung zeichnet - in bundesweiter Ausschreibung - Einzelpersonen und Musikgruppen aus, die einen besonderen Beitrag zur kulturellen Teilhabe von Menschen mit Behinderung leisten, sei es über innovative Konzepte oder kreative Anwendung und Produktion von Musik.

Weitere Infos auch unter Termine Berichte Presse

Laudatio

von Frau Prof. Dr. Irmgard Merkt zur Preisverleihung an "Jus Fun":

Liebe Musikerinnen und Musiker von Just Fun, liebe Claudia!

Versucht man den Namen eures Ensembles ins Deutsche zu übersetzen, kommt man auf verschiedene Kombination.
In der Welt der elektronischen wie der traditionellen Übersetzungshilfen in Lexikonform finden wir unter "fun" Begriffe wie Spaß, Vergnügen, Freude, Scherz und Ulk. Unter "just" finden wir gerade, eben, soeben, genauso, angemessen, gerecht, berechtigt, gerechtfertigt,wohlbegründet, genau, korrekt, wahr, richtig, recht und rechtschaffen. Und so weiter.

A

us diesen Begriffen lassen sich sinnfreiere und sinnvollere Kombinationen machen. Unter einer korrekten Freude oder einem genauen Scherz kann man sich weniger vorstellen als unter einem wahren Vergnügen oder einer richtigen Freude.

Die Beschäftigung mit dem Wortspiel just fun hat mich nicht nur in die Lexika der Welt sondern auch zu der Frage gebracht, wie man das, was bei just fun eigentlich los ist, in gesprochene Sprache übersetzen kann. Wie kann man das beschreiben, was Sie alle bei just fun machen?

Sie machen Musik. Sie befassen sich mit einer großen Bandbreite musikalischer Stile. Manche Stile habe ich von Ihnen noch nie gehört, wie z.B. Renaissance-Musik oder Bayerische Blasmusik, obwohl Sie das natürlich auch könnten. Die Stile, die Sie spielen, Pop, Rock, Jazz, Ethno, Rap, Ska oder Samba, spielen Sie in anspruchsvollem Arrangement - genau passend für Ihre Big Band geschrieben von Claudia Schmidt, der Begründerin und Leiterin des Ensembles.

Sie haben sich mit Ihrer musikalischen Qualität auf immer größere und professionellere Bühnen und in die Herzen mehrerer Bundespräsidenten gespielt. Ich finde ja, dass ein nächster Schritt das Zusammenspiel mit der WDR-Bigband sein muss.

Sie sind zum Aushängeschild des Verbandes deutscher Musikschulen geworden, sie sind zum Aushängeschild musikalischer Inklusion geworden. Warum? Weil es so selbstverständlich ist, dass Menschen unterschiedlicher Kompetenzen zusammen Musik machen. Und weil es so offensichtlich geworden ist, dass darüber immer weniger gesprochen werden muss. Just fun bietet einfach gute Musik, gespielt von Menschen der unterschiedlichsten Voraussetzungen. Dann ist Inklusion geschafft, wenn das Ganze selbstverständlich wird, unaufgeregt, lustig, konzentriert, verlässlich. Um aber keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Einer solche Arbeit passiert nicht irgendwie und zufällig, sie bedarf hoher Sachkompetenz und hoher menschlicher Kompetenz. Inklusion muss geplant, überlegt und kompetent angeboten und gestaltet werden. Inklusion braucht und ist eine eigene Professionalität. Inklusion muss, das sei allen Politikern und Entscheidern ins Stammbuch geschrieben, bewusst gestaltet werden, übrigens auch an Universitäten und auch an den künstlerischen Hochschulen des Landes.

Weil Sie, liebe Mitspieler bei just fun mit dem allerbesten Beispiel vorangehen, und weil Sie das alles sind: musikalisch, unaufgeregt, lustig, konzentriert und verlässlich - dafür, genau dafür bekommen Sie heute alle den Förderpreis InTakt.

Apropos verlässlich. Einige von Ihnen sind seit 1998 dabei, aber natürlich gibt es auch bei just fun einen Generationenwechsel. Dass der Generationenwechsel der Leitung noch nicht ansteht, ist ein großes Glück. So haben Sie noch lange eine Leiterin, die mit musikalischem Herz und musikalischem Verstand just fun zur ungewöhnlichsten und gleichzeitig normalsten Big Band der Republik macht.

Liebe Claudia, komme jetzt bitte nach vorne und übernimm stellvertretend für alle den Förderpreis InTakt 2012.

Laudatio

von Frau Prof. Dr. Irmgard Merkt zur Preisverleihung an Frau Claudia Schmidt

Liebe Claudia,

die Verleihung dieses Förderpreises ist nicht nur für Dich, sondern auch für mich eine ganz besondere. Sie erinnert mich an die allererste Verleihung des Einzelpreises: Vor neun Jahren haben wir den ersten Förderpreis InTakt an Gerda Bächli verliehen - für ihr Lebenswerk. Du bist natürlich noch viel zu jung, um mit einer solchen Begründung einen Preis zu bekommen. Und dennoch ist es so: Du bekommst den Förderpreis InTakt zumindest für so etwas Ähnliches wie Dein Lebenswerk. Ich will das etwas genauer ausführen.

Du warst und bist Musikerin mit Leib und Seele. Das heißt, Du übst Musik aus, z.B. als Jazz-Sängerin und als Pianistin, in Reproduktion, in Komposition, in Improvisation und in Arrangement. Du warst und bist gleichzeitig Pädagogin mit Leib und Seele. Das heißt, Du vermittelst Musik an Deine Schülerinnen und Schüler. Du willst einfach, dass Deine Schülerinnen und Schüler ebenso wie Du von Musik erfüllt sind und dass sie durch Musik ihr Leben intensiver und gleichsam leuchtender leben.

Was heißt es, von Musik erfüllt zu sein? Die Musiker selbst wissen genau, wie er sich anfühlt: Der erfüllte Augenblick. Das ist ein Moment, in dem nichts fehlt, ein Moment der absoluten erfüllten und erfüllenden Gegenwart. Alle Lebensenergie fließt in die Musik und findet in Musik einen gleichsam gebündelten Ausdruck. Es braucht nichts sonst - in diesen Momenten der strömenden Gegenwart. Das sind Situationen mit Suchtpotential. Diejenigen, die wissen, wovon ich rede, werden mir zustimmen.

Diese besonderen Momente der strömenden Gegenwart können Menschen aller Voraussetzungen erleben. Menschen mit mehr und Menschen mit weniger zugeschriebener Behinderung.

Es ist immer noch nicht selbstverständlich in unserer Bundesrepublik, dass Menschen mit Behinderung die eben beschriebene Kompetenz des Musikerlebens und auch die des intensivsten Musikmachens zugeschrieben wird. Deshalb brauchen wir Beispiele, die genau dieses zeigen: Intensive Momente, die nichts anderes kennen als eine erfüllte Gegenwart in Musik.

Liebe Claudia, mit all Deiner Lebensenergie schaffst Du immer wieder solche Momente. Du bringst Musikerinnen und Musiker zusammen, die sich sonst höchstwahrscheinlich nie getroffen hätten, Du schreibst den Musikerinnen und Musikern von piano plus die Stimmen auf den Leib. Du entwickelst einen neuen und vorbildhaften Stil musikalischer Qualität im Rahmen der Inklusion, der nicht nur von mir persönlich, sondern auch von hoch angesehenen Musikwissenschaftlern geschätzt wird. Und natürlich von der Jury des Förderpreises.

Du bekommst den Förderpreis InTakt also doch für Dein Lebenswerk - aber nur für Dein bisheriges Lebenswerk. Wir sind gespannt und freuen uns auf das, was alles noch kommt!

Was jetzt unmittelbar kommt, ist die Verleihung des Förderpreises. Ich darf Dich nach vorne bitten.