Druckversion dieser Seite Druckversion - Text versenden

Gedanken für den Tag

Gedanken für den 10.03.2024

Das Süßeste und das Bitterste

Ein König befahl eines Tages seinem Wesir: "Lauf und besorge mir eine Speise, die auf Erden an Süße nicht ihresgleichen hat und auch in den Meeren nicht süßer zu finden ist!" Der Wesir ging los, bedachte alle möglichen Speisen und kaufte schließlich eine zarte Zunge. Zu hause bereitete er sie als ein köstliches Mahl zu und trug sie dem König auf. Der König war zufrieden, denn die Zunge schmeckte ihm vorzüglich. Darauf befahl er dem Wesir: "Geh und besorge mir etwas, was so bitter ist, dass es auf der ganzen Welt nichts gibt, was bitterer ist!" Der Wesir machte sich auf und kaufte wieder eine Zunge, richtete sie und brachte sie dem König. Der König war überrascht: "Als das Süßeste brachtest du mir eine wunderbare Zunge. Nun verlange ich das Bitterste, und du bringst mir wieder eine Zunge!"

Der Wesir fragte den König: "Mein Herr, gibt es etwas Süßeres auf Erden als eine Zunge? Und gibt es etwas auf der Welt, was bitterer ist als eine Zunge?"

Ein einziges Wort kann ein Leben retten und bewahren, einer Seele wohl tun und Verletzungen heilen. Und ein anderes Wort kann töten und kränken, verderben und Bitternis säen. Unsere Zunge kann die Süße der Liebe und die Bitternis von Hass hervorbringen. Darum wollen wir unser Innerstes in die Liebe Gottes eintauchen, damit auch die Äußerungen des Lebens Worte der Liebe sind.

"So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer welch einen Wald zündet's an! Und die Zunge ist auch ein Feuer Sie setzt des Lebens Kreis in Flammen und ist selbst von der Hölle entzündet. Die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes. Aus einem Munde gehen Loben und Fluchen. Das soll nicht so sein. Lässt denn die Quelle aus einem Loch Süßes und Bitteres fließen?"

(Jakobus 3,5-11)




Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© & 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage
2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages