Gedanken für den Tag
Gedanken für den 04.07.2023Wer ist frei?
Der Gesetzlose etwa, der aussteigt und sich allen Normen und Übereinkünften verweigert? Auf einem Autoaufkleber las ich: "Nur der Gesetzlose ist frei!" Und an die Häuserwände hingesprüht lesen wir: "Entrüstet euch!" - "Macht kaputt, was euch kaputt macht!" Auf der Lederjacke eines Motorradfahrers steht: "I'm born to be free!" und ein Graffitispruch: "Legal, illegal, scheißegal!"
Ist das der Weg in die Freiheit, sich von allen engstirnigen und lästigen Paragraphen und Ordnungen, die Leben verwalten, zu befreien? Auflehnen und abfahren, einpacken und aussteigen, Grenzen überschreiten und Gesetze missachten, ist das die Art, der Freiheit auf die Spur zu kommen? Wird nicht gerade der Gesetzlose ein Verfolgter statt ein Befreiter, ein Gejagter statt ein Entlasteter?
Um Mitternacht erscheint auf dem 9. Polizeirevier in Hannover ein Mann und erklärt den verwunderten Beamten: "Ich bin ein Räuber und Dieb. Damit kann ich nicht leben. Immer auf der Flucht, immer die Angst im Nacken." Nach drei Banküberfällen und 37000 DM Beute wurde der Mann weder frei noch glücklich, sondern nur ein Gejagter und Geplagter, bis er sich selbst stellte und den Beamten sagte: "Ich will endlich reinen Tisch machen und mein Leben aus dieser Schuld und Angst befreien!"
Wer Gottes Weisung und Gebot, Gottes Willen und Geleit verlässt, gleichgültig oder trotzig, fahrlässig oder vorsätzlich, wird ein von seiner Schuld Gejagter und von Gottes Gerechtigkeit Verhafteter sein, aber niemals die Freiheit finden. Die Freiheit liegt in dem Aufdecken und Vergeben der Schuld.
Als ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen. Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir. Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.
Psalm 32,3ff
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages