Gedanken für den 18.12.2024
Die Lichtflamme
Selma Lagerlöff erzählt in einer Legende von einem Ritter, der nach einem Kreuzzug in das Heilige Land geschworen hatte, die Kerze, die er an der heiligen Flamme vor dem Grab Christi angezündet hatte, unversehrt in seine Heimat Florenz zu bringen. Dieses Vorhaben, die Lichtflamme zu bewahren, machte aus dem Ritter einen neuen Menschen. Es verwandelte den Kriegsmann in einen Menschen des Friedens. Als er unterwegs von Räubern überfallen wurde, setzte er sich nicht zur Wehr. Er gab den Räubern freiwillig, was sie wollten, wenn sie ihm nur sein Licht nicht auslöschten. Sie nahmen seine Rüstung und sein Pferd, seine wertvollen Waffen und sein Geld und ließen ihm einen elenden Klepper dafür. Auf dem ritt er nach vielen bestandenen Abenteuern in seine Heimatstadt Florenz ein. Rücklings saß er auf dem Pferd, um mit seinem Körper die Lichtflamme gegen den Wind zu schützen. Als die Straßenjungen ihn sahen, hielten sie ihn für einen Verrückten und versuchten, sein Licht auszulöschen. Nur durch ein Wunder blieb die Flamme bewahrt, so dass er endlich damit die Kerzen auf dem Altar des Domes anzünden konnte. Als er von einem, der auch ein Licht trug, gefragt wurde, was er tun solle, damit es nicht verlösche, sagte er ihm: "Die Lichtflamme verlangt, dass ihr aufhört, noch an irgend etwas anderes zu denken. Ihr dürft euch keinen Augenblick sicher fühlen. Aus wie viel Gefahr ihr die Flamme auch gerettet habt, ihr müsst immer darauf gefasst sein, dass sie euch im nächsten Moment entrissen wird!"
Gott hat uns sein Licht anvertraut. Wenn wir es für ihn bewahren wollen, wird es uns selbst verwandeln und unsere Blicke auf die richtigen Ziele lenken.
"Halte an dem Vorbilde der heilsamen Worte im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus. Dies köstliche anvertraute Gut bewahre durch den heiligen Geist, der in uns wohnt!"
(2. Timotheus 1,13f)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© & 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage
2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de