Gedanken für den 17.12.2024
Gott meint es gut
Im Konfirmandenunterricht lesen wir den 37. Psalm. Der bekannte vierte Vers lautet: "Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht!" Einer der Konfirmanden soll den Psalm laut vorlesen. Beim vierten Vers schaut er nicht so genau hin und liest vor: "Habe deine Last am Herrn..."
Der Junge hat mit seinem Versprecher etwas ausgedrückt, was viele Menschen empfinden und denken. Wir tun uns schwer mit Gott. Seine Gebote sind schwer. Seine Wege tief. Seine Gerichte schmerzlich. Seine Worte schwierig. Sein Handeln unerforschlich. Menschen tun sich schwer mit Gott. Gott ist schwer zu erkennen und schwer zu verstehen. Gott lockt und lädt uns ein: "Gib mir, mein Sohn, dein Herz!" (Sprüche 23,26). Aber wir zögern und haben Angst, uns damit eine Last aufzuladen. Warum tun wir uns so schwer mit Gott?
Das liegt wohl weniger an Gottes als an unserem Wesen. Solange wir unsere Lust an uns selbst haben, werden wir uns schwer tun mit Gott. Solange wir die Sünde mehr lieben als den heiligen Geist, werden wir uns an ihm wundreiben. Solange wir das Zeitliche ewig festhalten und das Ewige auslassen, werden wir Gott nicht verstehen. Solange wir das Lebensglück im Irdischen suchen, werden wir Gottes Worte als Last empfinden. Wenn wir aber die Selbstliebe und Sünde, die Torheit und unerfüllte Sehnsucht Gott übergeben und loslassen, werden wir uns mit Lust und Freude an Gott festhalten. Losgelöst von allen anderen Mächten und Diktaten, ist es eine Lust, Gott ganz zu gehören. Dort werden die tiefsten Herzenswünsche wirklich erfüllt. Gott wird uns geben, was unser Leben im tiefsten ersehnt, die Geborgenheit und Versöhnung.
Es ist wie mit dem kleinen Jungen, der weinend zur Mutter kommt, weil er die Hand aus der Vase nicht mehr herausbekommt. Die Mutter zieht, und es tut sehr weh. Es geht nicht. Nun versucht es der Vater. Es tut noch mehr weh. Dann sagt der Vater: "Mach die Finger ganz lang und leg den Daumen nach innen. Mach deine Hand ganz schmal!" "Nein", sagt der Junge, "das geht nicht, dann muss ich ja das Markstück loslassen!" - Solange wir die Sünde, den Reichtum, Begierde und Macht festhalten, tut es weh. Wir werden uns schwer tun mit Gott und seiner Liebe. Wenn wir aber loslassen, können wir alles gewinnen, was unser Herz wünscht, die Freiheit der Kinder Gottes, die Würde des erlösten Menschen, die Zukunft des ewigen Lebens. "Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht!"
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© & 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage
2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de