Gedanken für den 08.12.2024

Der vierzehnte Gast

Im Hause der Familie M. war der Tisch festlich gedeckt. Die einzige Tochter Eva feierte ihren 10. Geburtstag. Das Mädchen lief mit strahlenden Augen zwischen dem herrlich geschmückten Tisch und dem Fenster erwartungsvoll hin und her. Die beiden schon eingetroffenen Großelternpaare hatten wunderbare Geschenke mitgebracht. Aber Eva erwartete noch andere Gäste. Zwei Tanten und drei Paten waren noch zum Festessen geladen. Und auch der mit der Familie eng befreundete Hausarzt hatte versprochen zu kommen. Und es war anzunehmen, dass keiner von ihnen mit leeren Händen kam. Voller Freude empfing Eva ihre Gäste. Es war ein Lachen und Erzählen im Haus. Nun waren alle versammelt bis auf den Arzt. Die Mahlzeit war fertig zubereitet. Minute um Minute verstrich, da kam ein Anruf . Der Arzt musste über Land zu einem Schwerkranken und ließ sich entschuldigen. Die Hausfrau überflog noch einmal die Gästeschar. Plötzlich erbleichte sie. Voller Schrecken sagte sie: "Wir sind dreizehn!" Mit einem Scherz versuchte sie, ihre abergläubische Angst zu überspielen, aber alle spürten, wie ernst es ihr war. Es trat eine peinliche Stille ein, als die Mutter zögerte, die Gäste zu Tisch zu bitten. Sollte Evas Kindermädchen in der Küche essen? In diesem Augenblick kam ihr Eva als rettender Engel zu Hilfe. Mit kindlichem Eifer erklärte sie: "Aber Mutter, wir brauchen doch nur zu beten ,Komm, Herr Jesus, sei du unser Gast!, dann sind wir doch vierzehn Personen " Alle riefen erleichtert: Ja, das ist wahr!" und nahmen an der Tafel Platz. Alle Angst war gewichen, und jeder hatte das Gefühl, dass die Mahlzeit durch die Gegenwart des vierzehnten Gastes besonders schön wurde. Als sich die Gäste später voller Dank verabschiedeten, drückten sie ganz besonders Evas Hand, dankbar dafür, dass sie mit dem kindlichen Glauben die finstere Macht des Aberglaubens, die sich in die Herzen der Erwachsenen eingeschlichen hatte, so wunderbar vertrieben hatte.

Bitten wir Jesus in unser Haus, an unseren Tisch, in unser Herz, so müssen alle anderen Mächte und Herren weichen!

Komm, o mein Heiland, Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.



Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© & 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage
2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de