Gedanken für den 28.06.2024
Hoch hinaus
Ein Schüler kommt zu seinem Rabbi, einem jüdischen Weisheitslehrer, und fragt ihn: "Rabbi, in unseren alten Schriften lesen wir, dass Gott den Menschen begegnet ist und die Menschen mit Gott gesprochen haben, sie haben Gott gehört und verstanden. Warum begegnen wir Gott heute nicht mehr?" Der Rabbi denkt einen Moment nach und antwortet dann: "Weil sich niemand mehr so tief bücken will!" An die Größe und Majestät Gottes, an seine Höhe und Macht reichen wir nicht heran. Wer ihn erkennen will, muss ihn da suchen, wo er sich erniedrigt und gebeugt hat, Mensch geworden ist, am Kreuz gelitten hat und in die Tiefe hinabgestiegen ist.
Gott hat seine Herrlichkeit gezeigt, sie aber unter der Niedrigkeit Jesu verborgen. Viele Menschen erkennen Gott nicht, weil sie sich nicht so tief bücken wollen, wie Gott sich erniedrigt hat. Er hat sich erniedrigt in die Geschichte seines Volkes. Er hat sich erniedrigt in das Leben Jesu. Er hat sich erniedrigt in das Wort der Bibel. Er hat sich erniedrigt in seine Gemeinde auf Erden. Gott tut sich kund. Es ist alles offen - und doch geheimnisvoll verborgen.
Wir Menschen wollen alle hoch hinaus. Aber um zum Höchsten zu gelangen, muss man sich tief beugen!
"Aus der Tiefe rufe ich, Herr zu dir!"
(Psalm 130,1)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© & 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage
2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de