Gedanken für den 02.06.2024
Ich suche die Sonne
In einem Heim für mehrfach behinderte Kinder lebte ein blindes Mädchen. Unruhig tappte es am Spielzimmerfenster auf und ab. Wenn jemand das Kind fragte: "Mädchen, was suchst du denn?", antwortete sie: "Ich suche die Sonne,"
In diesen wenigen Worten eines kleinen Mädchens ist die tiefste Sehnsucht des Menschen nach Licht zusammengefasst. Alles Lebendige streckt sich dem Licht entgegen. Ohne die Sonne gibt es kein Leben. Was sucht der Mensch? Er sucht die Sonne, das Licht und die Wärme, den Glanz und die Klarheit.
Aber für das Licht der Weit, die Sonne des Lebens sind unsere Augen oft untauglich. Wie blind tappen wir an den Fenstern unseres Lebensspielraums auf und ab. Wir suchen die Sonne und sind doch blind. Wir suchen das Licht und spüren das Dunkel. Wir brauchen Klarheit und leiden unter der Finsternis.
Unsere Sehnsucht nach Licht und Wahrheit ist das Verlangen nach Gott und seiner Liebe. Aber unsere Augen sehen ihn nicht. Darum wollen wir mit den Psalmen beten: "Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!" "Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz!" (Psalm 4,7 und 119,18).
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© & 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage
2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de