Gedanken für den 05.05.2024
Die Bürgschaft
Rabbi Sussja kam eines Tages in ein Dorfgasthaus und blieb dort über Nacht. Als er abends in seinem Zimmer allein war, sang er, wie er es gewohnt war, verschiedene Loblieder. Dann setzte er sich, um in den alten Schriften des Talmud zu lesen. Er schlug zufällig die Stelle im Traktat Sanhedrin auf, wo es heißt: "Ganz Israel bürgt füreinander!" Da überkam ihn das Gefühl der Mitverantwortung für sein ganzes Volk. Tief bewegt rief er stellvertretend für alle Menschen: "Sussja, Sussja, du Sünder, was hast du alles getan?" Und er zählte Sünde um Sünde auf und brachte sie mit Schmerzen der Reue vor Gott.
Der Wirt stand hinter der Tür, um den frommen Mann zu belauschen. Nun musste er genau seine eigenen Sünden hören. Er erkannte sie und wurde tief bestürzt. Gedanken der Reue erwachten in ihm. Er bereute seine Sünden gegen Gott aus tiefster Seele und kehrte im Herzen um zu Gott. Und jene Stunde der Bekehrung für den Wirt war die Stunde der letzten Hingabe im Leben des Rabbi Sussja.
Geben wir Gott unser Leben ganz, und er wird daraus Frucht wachsen lassen. Die Stunde der Ganzhingabe unseres Lebens wird vielleicht die Stunde der Umkehr für einen anderen.
"Ziehet den neuen Menschen an, der nach Gottgeschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit!"
(Epheser 4,24)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© & 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage
2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de