Gedanken für den 21.03.2024
Der leere Platz
In der Marienkirche in Lübeck hängt ein berühmtes Altarbild von Hans Memling. Das Bild stellt die Kreuzigung Jesu dar. Man sieht die drei Kreuze in den Himmel ragen. Jesus und die beiden Schächer neben ihm hängen daran. Unter den Kreuzen sieht man ein buntes Gewimmel von Gestalten. Da drängen sich Kriegsknechte und neugieriges Volk, weinende Frauen und stolze Priester. Aber genau in der Mitte, gerade unter dem Kreuz Jesu, ist ein Platz ausgespart. Da ist deutlich eine leere Stelle zu sehen. - Es ist, als wollte der Maler den Betrachter fragen, wer auf dem leeren Platz unter dem Kreuz stehen sollte. Jeder, der das Bild anschaut, soll merken: Ich muss dort stehen. Unter dem Kreuz Jesu ist mein Platz. Dorthin darf ich mit meiner Sorge und Angst, Einsamkeit und Verwundung, Sünde und Schuld kommen. Da ist ein Platz frei für mich. Jesus wartet in Liebe auf mich. Mein Leben hat er am Kreuz getragen und gelöst. Dort unter dem Kreuz Jesu finde ich Frieden und Versöhnung, Heilung und Hoffnung, erfülltes und ewiges Leben. Der Platz ist leer, ich kann ihn einnehmen und dort alles empfangen, was Jesus für mich erkämpft hat.
Nun, was du, Herr, erduldet, ist alles meine Last;
ich hab es selbst verschuldet, was du! getragen hast.
Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat.
Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad.
(Paul Gerhardt)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© & 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage
2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de