Gedanken für den 14.02.2024
Ungeduld des Herzens
Ein Mann bekommt eines Tages eine wunderbare Gans geschenkt. Am nächsten Morgen legt die Gans ein goldenes Ei. Der Mann ist außer sich vor Freude und strahlt vor Glück. Am folgenden Morgen legt die Gans wieder ein goldenes Ei. Der Mann weiß sich vor Jubel kaum zu fassen. Nun kann er sich alle Wünsche erfüllen. Als die Gans am dritten Morgen wieder ein goldenes Ei legt, kommt ihm ein Gedanke. Er rennt in die Küche, holt das große Messer, stürzt sich auf die Gans, schneidet sie hastig auf und greift gierig hinein. Aber er findet nur Gedärme und Dreck. Nun ist die Gans tot und legt ihm nie wieder ein goldenes Ei.
Eine traurige Geschichte, die vom Menschen erzählt, der in seiner Gier nach Mehr das Lebensglück zerstört. Jeder Tag, jeder Lebensabschnitt, jede Liebe, jede Beziehung ist ein großes Geschenk. Wir brauchen Zeit und Ruhe, um die täglichen Geschenke richtig zu empfangen und mit ihnen besonnen umzugehen. Aber die Ungeduld des menschlichen Herzens hat schon so manchen Tag, so manche Liebe, so manches zarte Glück zerstört, weil sie nicht warten und vertrauen konnte. Die Angst vor dem Weniger und die Gier nach dem Mehr machen uns das Leben schwer. Die Angst, zu kurz zu kommen, etwas zu verpassen, das Glück zu versäumen, und die Gier, immer alles und sofort haben zu wollen, machen unser Leben kaputt. Wir müssen jeden Tag in Ruhe ausgehen, jedes Glück besonnen empfangen, jede Beziehung ausreifen lassen und jeden Erfolg wachsen lassen. Wie hastig rennen die Menschen hinter dem großen Leben her und sehen nicht die vielen wunderbaren kleinen Dinge. Wie ängstlich hüten die Menschen ihre Güter und vergessen das wirklich Gute: ihre Lebenszeit zu nutzen.
Gott schenkt uns jeden Tag seine Liebe und Nähe, umgibt uns immer wieder neu mit seiner Barmherzigkeit. Damit können wir in Ruhe und Vertrauen leben.
Jesus sagt: "Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen kann, ob er gleich darum sorget!"
(Matthäus 6,27)
Axel Kühner "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
© & 1991 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 21. Auflage
2018
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de