Gedanken für den 05.11.2023
Schmerz und Freude
"Scheiden tut weh", heißt es in einem Volkslied. Jede Trennung hat ihren Schmerz. Wer seine Heimat verliert, Gewohntes verlässt, gute Freunde vermisst, vom Arbeitsleben Abschied nimmt, glücklichen Zeiten nachtrauert, Kinder aus dem Haus gehen sieht und liebe Menschen zur letzten Ruhe geleitet, kennt dieses Weh. Scheiden, Trennen, Verlieren, Vermissen, Verabschieden, Zurücklassen und Entbehren sind die Worte für diesen Schmerz.
"Aber dein Scheiden macht, dass mir das Herze lacht ..." so geht das Lied weiter und erinnert uns daran, dass in allem Schmerz der Trennung auch die Freude des Aufbruchs und Gewinns verborgen liegt. Neue Zeiten, neue Länder, neue Wege, neue Menschen, neue Erfahrungen, neue Aufgaben, neues Leben sind nur möglich, wenn wir mutig zurücklassen und fröhlich aufbrechen. So gehen Abschied und Anfang ineinander über.
Geboren werden und Sterben sind die extremsten und markantesten Beispiele für diesen Zusammenhang. Wehen und Schmerzen, Glück und Freude sind in der Geburt eins. Es tut so weh und ist so gut, dass das Herze lacht.
Auch im Sterben sind Leiden und Weh mit Hoffnung und Aufbruch, schmerzliches Ende und glücklicher Anfang ineinander gewoben.
Wenn vergehende Zeit werdende Ewigkeit, wenn Abschied nehmen Aufbrechen, wenn Scheiden Ankommen ist, dann darf beides sein: "Scheiden tut weh, aber das Scheiden macht, dass mir das Herze lacht ...
Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein ... Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.
Psalm 126,1f.5f
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de