Gedanken für den 28.10.2023
Unentbehrlich
Paul Sartre lässt in einem seiner Dramen einen Mann vor seinem Tod resigniert sagen: "Ich wäre so gerne für einen Menschen unentbehrlich gewesen!"
Es tut gut, wenn Menschen uns brauchen, wenn wir für andere unverzichtbar sind. Mir sagte einmal ein älterer Mann: "Wenn an meinem Grabe auch nur ein Mensch weint, hat sich mein Leben gelohnt!" Im Leben wichtige Lücken schließen und im Sterben eine große Lücke hinterlassen, solche Erfahrungen bauen uns auf. Gerade in einer gnadenlosen Leistungsgesellschaft, in der Menschen Funktionen und austauschbare Rädchen werden und als Arbeitskräfte schnell ersetzbar sind, tut es gut, geschätzt und wichtig zu sein. Aber wie oft haben Menschen gelebt, ohne dass es für jemanden wichtig war, und sind gestorben, ohne dass es für jemanden traurig war. Ich denke an manche Beerdigung in der Großstadt zurück, bei der überhaupt kein Mensch außer dem Pfarrer und dem Bestatter dabei war. Oder mir fallen Gespräche mit Hinterbliebenen ein, die nur froh waren, dass Oma oder Opa nun endlich unter die Erde und aus dem Haus kamen.
Um so wichtiger ist es, sich in seinem Wertgefühl weder von der Verwertbarkeit in der Gesellschaft noch vom Gebrauchtwerden von Menschen abhängig zu machen. Nur bei Gott sind wir wirklich unentbehrlich und unersetzlich. Vor ihm gibt es uns nur einmal, niemand kann mich bei Gott vertreten oder ersetzen. Ich bin Gott wichtig. Und er lässt mir in seinem Wort sagen:
Weil du in meinen Augen so wertgeachtet und auch herrlich bist, habe ich dich lieb.
Jesaja 43,4
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de