Gedanken für den 12.10.2023

Welkende Blätter

Hiob hatte drei Freunde, die einander sehr liebten und besonders Hiob in ihr Herz eingeschlossen hatten. Jeder einzelne von ihnen hatte in seinem Garten drei Bäume gepflanzt und auf ihnen die Namen seiner Freunde eingraviert.
Jeder von ihnen behütete die drei Bäume und bewässerte die Stelle mit Liebe und Sorgfalt. Diese frischen und blühenden Bäume erweckten die Aufmerksamkeit jedes Beschauers. Sie waren ein göttlicher Anblick für jeden, der sie sah. Alle Besucher ergötzten sich an ihnen.
Eines Tages kamen die drei Freunde in ihre Gärten und sahen zu ihrem Schrecken, dass die Bäume, auf denen der Name Hiobs eingraviert war, vertrocknet und ihre Blätter welk waren. Da wunderten sie sich sehr. Jeder dachte in seinem Herzen: "Dem Hiob ist sicher ein großes Unglück geschehen. Ich will doch zu ihm gehen und ihm in der Not helfen."
Hierauf beeilten sich die drei Freunde Hiobs, verließen ihre Wohnstätten und ihr Land und gingen zu Hiob. Als sie bis vor das Tor der Stadt kamen, erkannten sie sich gegenseitig, und einer sprach zum anderen: "Warum hast du dein Land verlassen und bist hergekommen?"
Und der andere antwortete: "Plötzlich vertrocknete der Baum, auf dem der Name Hiobs eingraviert war, und ich kam, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen."
Da sagten die übrigen zwei Freunde Hiobs: "Das, was deinem Baum passiert ist, geschah auch unserem Baume, und auch wir kamen, um ihm in der Not beizustehen!"
Während sie so sprachen, kamen alle drei in die Stadt und kamen zu Hiob. Sie sahen ihn von einem bösen Aussatz vom Scheitel bis zur Sohle befallen, und sein Schmerz war sehr groß. Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten. Sie zerrissen ihre Kleider und setzten sich zur Erde. (Ein jüdisches Märchen)

Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie, ein jeder aus seinem Ort. Denn sie waren eins geworden hinzugehen, um ihn zu beklagen und zu trösten.
Hiob 2,11




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de