Gedanken für den 06.09.2023

Lebensklug

Gegen Aufgeregtheit und Ärger über kleine Widrigkeiten des Lebens, gegen Sorgen und Grübeleien über nichtige Dinge des Alltags gibt es ein gutes und einfaches Rezept: daran denken, dass man sterben muss. In Schwierigkeiten oder Bedrohtheiten, wenn ich mich über Menschen oder Störungen aufgeregt, mich an bedrückenden Verhältnissen wundgerieben habe, hat dieses Rezept gewirkt.
Wie anders sieht alles aus, wenn man es im Lichte des Sterbens sieht! Das Unwichtige und Kleine, das Nichtige und Törichte in Empfindung und Reaktion, im Planen und Tun fällt ab. Es geht angesichts des Sterbens um das Wesentliche und Wichtige, das Bleibende und Lebendige. Wie viele Sorgen und Ängste, wie viel scheinbar Schwerwiegendes wiegt dann gar nichts, und das wirklich Wichtige wird groß und steht im Vordergrund. Wie viele Verwicklungen lösen sich, wie viel Groll verflüchtigt sich, wie viele bange Sorgen werden unbegründet, wie viel Bedrohliches verliert seine Macht, wie viel Verkehrtes wird durchschaut und berichtigt, wenn man das beherzigt, was im Psalm steht: "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden!" (Psalm 90,12)

Herr, lehre mich doch, dass es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss. Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! Sie gehen daher und machen sich viel vergebliche Unruhe.
Psalm 39,5ff




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de