Gedanken für den 30.08.2023

Wie soll man das Unsagbare sagen?

Die Juden in einer kleinen Stadt in Russland warteten sehnsüchtig auf die Ankunft ihres Rabbi. Sie hatten so viele Fragen, die sie dem gelehrten Mann stellen wollten. Als er schließlich bei ihnen eintraf und sie im Lehrhaus der Stadt zusammen waren, konnte der Rabbi die Spannung spüren, in der die Leute auf seine Antworten warteten. Zuerst sagte er nichts, er schaute den fragenden Menschen in die Augen, summte eine schwermütige Melodie. Langsam fielen alle Menschen ein und summten mit. Dann begann der Rabbi zu singen, und alle sangen mit ihm. Dann wiegte er seinen Körper, und schließlich tanzte er mit feierlichen Schritten. Die Gemeinde folgte seinem Beispiel. Bald waren sie so vom Singen und gottesdienstlichen Tanz gefangen, dass sie auf nichts mehr achteten. Die Spannung wich einer wunderbaren Erlösung. Die Menschen wurden innen angerührt und von ihrer Zerrissenheit geheilt. Die vielen Fragen kamen zur Ruhe. Gut eine Stunde war vergangen, als das Singen und Tanzen langsam aufhörte. Die Menschen tauchten in einen schweigenden Frieden ein, der den ganzen Raum und ihre Herzen erfüllte. Dann sagte der Rabbi die einzigen Worte an dem Abend: "Ich hoffe, dass eure vielen Fragen beantwortet sind!" (Eine chassidische Geschichte)

Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!
2.Korinther 9,15




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de