Gedanken für den 01.08.2023

Anders festlich

"Wer seines Lebens Widersinne
versöhnt und dankbar in ein Sinnbild fasst,
der drängt die Lärmenden aus dem Palast,
wird anders festlich,
und du bist der Gast,
den er an sanften Abenden empfängt."
(Rainer Maria Rilke)

Des Lebens Widersinne mögen schweres Leid, unbegreifliche Führungen, unerfüllte Wünsche, tiefe Verletzungen, unglückliche Beziehungen, angeschlagene Gesundheit, Erfolglosigkeit im Beruf oder Einsamkeit im Alter sein. In welchem Sinnbild könnte man das dankbar und versöhnt unterbringen? Die einzige Lebenswirklichkeit, die das alles umschließt, ist die Liebe, das Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu. Wenn unsere Widersprüchlichkeit darin zur Ruhe kommt, werden die Lärmenden aus unserem Leben herausgedrängt. Bitterkeit und Trotz, Ängste und Sorgen, Neid und Eifersucht, Unmut und Enttäuschung müssen weichen. Das Laute und Aufgeregte, Gemeine und Böse, das Abgehetzte und Schreiende verwandelt sich in das sanfte Fest der Einswerdung mit Gott. Wir sind sein Gast, seine Liebe macht das Leben anders festlich und den Lebensabend sanft.

Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und Jesus ging hinein, bei ihnen zu bleiben. Als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen.
Lukas 24,29f




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de