Gedanken für den 22.07.2023
Der Vater
Eine Gruppe von Menschen eilte in der Abenddämmerung durch kaltes und unwirtliches Gelände der Stadt zu, von der der Raddampfer abfahren sollte, um sie wieder in ihre Heimat zu bringen. Es wurde immer später, kälter und dunkler, bis sie schließlich ans Ufer des Mississippi kamen. Zu dieser Menschengruppe gehörte auch ein Junge. In der Ferne hörten sie alle das Tuten des Schiffes, das in der Stadt vom Pier abgelegt hatte. Sie waren also endgültig zu spät. Jeder überlegte voller Angst: Wie sollen wir jetzt bei zunehmender Dunkelheit überhaupt weiterkommen, wie sollen wir überleben, umringt von Gefahren, wilden Tieren, räuberischen Horden, sumpfigem Gelände? Schließlich tauchte aus dem Nebel der Raddampfer auf und zog seine Bahn in voller Fahrt. Die Gruppe der Menschen war in der Nähe eines Stegs, an dem nur kleine Boote festmachen konnten. Der Dampfer naht, ist auf gleicher Höhe, in voller Fahrt. Da hält der Junge seine Hände an den Mund und ruft und ruft. Und dann winkt er mit Händen und Armen. Die anderen in ihrer Verzweiflung sagen: "Hör auf! Das ist sinnlos. Du machst uns nur noch verrückter und verzweifelter. Keiner auf dem Dampfer kann uns doch hören!" Aber der Junge winkt und ruft weiter. Da dreht der Dampfer bei, wendet, setzt ein Boot aus und nimmt die Gruppe verängstigter und verzweifelter Menschen auf.
Sie sind gerettet und fahren zurück in die Heimat. In großer Aufregung fragen alle den Jungen: "Wie war das denn möglich, wie konnte das nur geschehen?" Und der Junge antwortet nur mit einem Satz: "Der Kapitän des Schiffes ist mein Vater." (Traugott Staehlin)
Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb.
Johannes 16,27
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de