Gedanken für den 15.07.2023

Der Streit der Berge

Als die Berge vernahmen, dass Gott auf einem von ihnen die Thora geben wolle, kamen sie alle gelaufen. Jeder wollte der Auserwählte sein. Besonders bewarben sich darum der Tabor und der Carmel.
Der Tabor sprach: "Verschwindet von hier, kehrt zurück zu euren Plätzen, Gott hat euch nicht gerufen. Nur ich bin würdig, dass auf mir die Thora gegeben werde, weil ich der einzige Berg bin, der von der Sintflut nicht heimgesucht wurde."
Der Carmel sagte: "Hebt euch hinweg von dannen. Gott hat euch nicht bestellt. Nur ich bin ein heiliger Berg, weil einmal der Prophet Elijahu in meinen Höhlen wohnen wird."
So versuchte jeder Berg seine Vorzüge aufzuzählen. Gott hörte ihren Streit und antwortete ihnen: "Warum streitet ihr miteinander? Ich kann mich auf euren Höhen nicht offenbaren, weil auf euren Felsen Götzendienst geübt wurde und weil man auf eurem Boden Altäre für heidnischen Dienst errichtet hat. Sowohl auf dem Tabor als auch auf dem Carmel und anderen Bergen verbeugten sich Menschen vor dem Werk ihrer Hände."
Nur ein Berg stand in der Wüste abseits. Es war der Sinai in seiner Bescheidenheit. Er wollte sich am Wettstreit der übrigen Berge nicht beteiligen. Da sprach Gott zu ihm: "Du bist der geringste unter den Bergen und drängst dich nicht vor. Du bist rein und heilig. Dich hat noch keine Menschenhand berührt, und auf dir wurde noch kein Götzenbild aufgestellt. Deshalb soll auf dir die Lehre gegeben werden, die ich dem Volke bestimmt habe, das für das geringste unter den Völkern gehalten wird. Aber einmal wirst du in aller Munde sein, so wie das Volk der Lehre einmal von allen gepriesen werden wird." (Ein jüdisches Märchen)

Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen. Haltet euch nicht selbst für klug!
Römer 12,16




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de