Gedanken für den 08.07.2023

Liebe macht frei!

Kinder sind frei, wenn sie geliebt sind. Und Liebende sind frei, wenn sie wie Kinder sind. Sie können sich frei entfalten und sind doch festgehalten. Sie erleben die Weite der Freiheit und die Wärme der Geborgenheit zugleich. In der Erfahrung der Liebe sind Menschen erlöst vom Druck und Kampf, sich rechtfertigen und beweisen zu müssen, und in der Bindung und Verantwortung ganz festgebunden. Kinder und Liebende sind losgebunden und tief gebunden zugleich, ganz festgehalten, aber nicht erdrückt, ganz losgelassen, aber nicht fallengelassen.
Freiheit ist die Übereinkunft von Erlösung und Verbindlichkeit. Darum nennt man, wenn Liebende sich vertraglich binden, dass sie sich freien. Die Liebe setzt frei und setzt Grenzen zugleich, damit man in der Freiheit nicht verkommt und in den Grenzen nicht eingeengt wird.
Wenn man im Freien nicht frei ist und in der Gefangenschaft schon gar nicht, so ereignet sich die Freiheit nur im geschützten Raum der Liebe, wo alle Entfaltung, die Leben mehrt, gefördert und alle Entartung, die Leben stört, verhindert wird.
Bindung ist nur zu ertragen, wenn sie uns befreit. Und Freiheit ist nur auszuhalten, wenn sie uns birgt. Das ist das Geheimnis der Liebe. Sie bietet das Heim, in dem Weite und Wärme, Freiheit und Geborgenheit, Lösung und Bindung, Entfaltung und Verantwortung gut miteinander auskommen.
Jesus bindet uns in seiner Liebe los von allen unguten Mächten und Zwängen. Mit der gleichen Liebe bindet er uns fest an sich und sein Heil. Jesus stillt unser Fernweh ebenso wie unser Heimweh. Mit ihm gehen wir in die äußerste Weite des Lebens und sind doch geborgen in seiner Hand.

Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch.
1.Johannes 3,1




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de