Gedanken für den 02.06.2023

Tote Dinge oder lebendiges Licht

"Es gab eine Zeit, da hatte die Kerze noch keine Flamme, da gehörte sie noch zur Welt der toten Dinge. Dann aber fiel Feuer auf sie, von oben, und schuf das Leuchten, das sie nun als ihr Haupt trägt, um dessentwillen sie überhaupt da ist. Wie das Feuer von oben kam, so weist auch die Flamme wieder nach oben.
Sie bewegt sich wie eine himmlische Zunge. Unter der Gestalt solcher feurigen Zungen fiel einst der Heilige Geist auf die wartenden Jünger und entzündete sie zur flammenden Rede. Auch ich soll entzündet werden, damit ich zu brennen beginne.
Die Kerze brennt und leuchtet und wirft in die Finsternis der Welt einen hellen Schein. Wer sie erblickt, der liebt ihr Licht in seiner Reinheit und Wärme. Die Kerze brennt und leuchtet und dient; je mehr sie brennt und leuchtet und dient, um so mehr nimmt sie ab. Sie opfert sich im Dienst an der Welt. Und dazu ist sie da: sich aufzuzehren im lichtspendenden Dienst an der Welt - wie es im Englischen heißt: ‚to spend and to be spent’.
So wird mir die Kerze zum Vorbild christlichen Lebens: für andere dazusein, ihnen zu dienen und sich im Dienst aufzuopfern, aber in einem Dienst, der Licht verbreitet, weil er sein Licht von oben nimmt; in einem Dienst, der beständig nach oben weist. Mein Leben gleiche der leuchtenden Kerze." (Friso Melzer)

Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen ... Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte.
Lukas 12,35.49




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de