Gedanken für den 20.04.2023
Der Mensch denkt und Gott lenkt
Im Orient lebte einst ein gütiger und freundlicher König. Um die Armut in seinem Reich zu lindern, verteilte der König großzügig Almosen an Menschen in Not. Regelmäßig kamen zwei Bettler an die Tore des Palastes, und sie bekamen vom König stets eine reiche Gabe. Der eine Bettler pries den König mit überschwänglichen Worten. Und das tat dem König gut. Der andere Bettler lobte Gott von Herzen, dass er dem König den Reichtum anvertraut habe, so dass er den Armen davon abgeben könne. Und das schmerzte den König. Und er sprach zum Bettler: "Ich bin es, der dir so großzügig gibt und dich so freundlich behandelt. Warum dankst du dann einem anderen?" "Wäre Gott nicht so gut zu dir, dann könntest du auch nicht so gütig zu mir sein. Gott gehört der Dank!" sagte der Bettler. Der König wollte dem Bettler eine Lehre erteilen und ließ seinen Bäcker zwei völlig gleiche Brote backen und in das eine der Brote ein Säckchen mit kostbaren Edelsteinen einbacken. Die beiden Geschenke ließ er den Bettlern überreichen, und zwar dem Bettler, der immer den König pries, das Brot mit den Edelsteinen darin. Der Bettler nahm das Brot und merkte gleich, dass es etwas schwerer war. Er dachte, es sei schlecht gebacken und innen noch feucht und schwer. So bot er seinen Brotlaib dem anderen Bettler an, der ihn ohne weiter zu prüfen nahm, um dem anderen den Gefallen zu tun. So gingen sie mit ihrem Brot und aßen zu Hause davon. Der Bettler, der immer Gott dankte, brach das Brot, entdeckte die kostbaren Edelsteine und dankte Gott von ganzem Herzen, dass er nun nicht mehr betteln müsste. Der König vermisste bald den Bettler am Palasttor und fragte den anderen, ob er das Brot bekommen hätte. "Das Brot erschien mir hart und schwer, so tauschte ich es mit dem Brot meines Kollegen. Aber der ist seit dem Tag nicht wieder zum Betteln gekommen!"
Der König sagte nichts weiter, aber er verstand nun, dass Reichtum nur von Gott kommen kann. Gott kann den Armen reich und den Reichen arm machen. Auch ein König ist in seinem Denken begrenzt, wenn Gott die Geschicke lenkt.
Der Herr schaut vom Himmel und sieht alle Menschenkinder. Er lenkt ihnen allen das Herz, er gibt acht auf alle
ihre Werke.
Psalm 33,13.15
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de