Gedanken für den 04.04.2023

Liebe überwindet

Während des letzten Weltkrieges waren die Gläubigen eines Dorfes in der Kirche zum Gebet versammelt. Plötzlich stürzten ein Offizier und seine Soldaten herein und befahlen, innerhalb von zehn Minuten das Gotteshaus zu verlassen; es sollte zerstört werden. Doch dem Offizier kam - mit einem teuflischen Ausdruck im Gesicht - eine Idee. Er riß das Christusbild von der Wand, warf es auf den Boden und sagte: "Nur die, die dieses Bild anspucken, dürfen hinausgehen, andernfalls werdet ihr mit in die Luft fliegen."
Die Situation war schrecklich, die Zeit zum Überlegen kurz; die Menschen waren ratlos. Einer trat zögernd hervor, und mit einem "Vergebt mir!" spuckte er auf das Bild. Einige entschuldigten sich für das gleiche Tun mit der Begründung, es sei ja schließlich nur ein Bild. Dreißig Leute hatten nach fünf Minuten auf diese Weise die Kirche verlassen. Da erhob sich ein 14jähriges Mädchen, ging vor dem Bild auf die Knie, beugte sich nieder und wischte mit ihren Händen den Speichel fort. Dann küßte es den Christus. Im gleichen Moment wurde es von einer Pistolenkugel niedergestreckt und starb. -
Stille trat ein. Niemand spuckte mehr; man hätte sonst das tote Mädchen bespuckt. Ratlos schaute der Offizier auf die Szene, wandte sich plötzlich ab und verließ mit seinen Soldaten das Gotteshaus. Alle zurückgebliebenen Leute versammelten sich um das tote Mädchen. Schluchzend bat der Vater dieses Kindes um Verzeihung, weil er zu spät die Situation begriffen hatte. Er konnte nicht mehr rückgängig machen, was geschehen war, und sagte: "Hätte ich vorher deine Absicht erkannt, wäre ich dir vorausgegangen."

"Sie haben den Bösen überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt, bis hin zum Tod!"
(Offenbarung 12,11)


Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de