Gedanken für den 30.03.2023

Viele kleine Dinge

"Hilfe! Hilfe!" hört die Taube Talitu eine Kinderstimme rufen. Sie zieht einen Kreis in der Luft und schaut auf die Erde hinunter. Sehen kann sie nichts. Kein Kind. Niemanden. "Ich muss etwas tiefer fliegen", denkt sie. "Wer weiß, was da passiert ist." Da - jetzt hört sie die verzweifelte Stimme ganz deutlich: "Hilfe! Wer hilft mir?" Erschrocken fliegt Talitu noch tiefer und setzt sich auf einen Brunnenrand. "Hier irgendwo muss es herkommen." Dann hört Talitu aus der Tiefe des Brunnens laut und traurig die Stimme eines kleinen Jungen: "Ich habe Angst! Es ist so dunkel hier unten. Hört mich denn keiner?"

"Ich muss ihm helfen!", denkt Talitu. "Aber allein schaffe ich es nicht. Was kann ich nur machen?" Talitu denkt nach und hat eine gute Idee ...
Plötzlich kann man am Himmel eine große Taubenschar sehen. Alle wollten Talitu helfen. Wie? Jede Taube bringt im Schnabel einen Strohhalm mit und wirft ihn in den Brunnen. Viele Tauben und viele, viele Strohhalme sind es. Sie fallen in das Wasser des Brunnens, und der Junge kann sich auf das Stroh stellen. Immer mehr Strohhalme fallen vom Himmel. Immer höher kann der Junge darauf stehen. "Ich kann schon etwas sehen! Den Himmel kann ich sehen! Und gleich die Sonne!", ruft er den Tauben zu. Und schließlich ist der Brunnen so voller Stroh, dass er glücklich über den Brunnenrand klettern kann.
"Danke! Vielen Dank, liebe Tauben!", ruft er und schaut zum Himmel. Die Tauben fliegen im Kreis, und es sieht aus, als würden sie dem Jungen mit ihren Flügeln winken. Dann fliegen sie weiter - es kann ja sein, dass an einem anderen Ort ein anderes Kind ihre Hilfe braucht. (Armenisches Märchen)
"Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Angesicht der Erde verändern!" (Afrikanisches Sprichwort)

"Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu!
Prediger 9,10




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de