Gedanken für den 28.03.2023

Wege oder Umwege?

Alle Wege in Gottes Schöpfung scheinen Umwege zu sein. Riesige Berge versperren den Weg, und abgrundtiefe Schluchten müssen weit umgangen werden. Die Flüsse schlängeln sich in zahllosen Windungen durchs Land, bis sie irgendwo einmünden. Wege führen am Unwegsamen vorbei zum Ziel. Meere trennen die Kontinente, und Schiffe umfahren ganze Erdteile, um mit ihrer Fracht anzukommen.
In Gottes Schöpfung ist nichts gerade und rechteckig, nichts glatt und eben, nichts der kürzeste Weg und einfach. Wenn der Mensch durch seine Eingriffe in die Natur begradigen und ebnen und glätten, vereinfachen und verändern wollte, hat er oft Schaden angerichtet.
Sollte das im menschlichen Leben anders sein? Auch hier gibt es Berge von Schwierigkeiten, Abgründe und Tiefen der Gefahr, die Meere von Chaos und Unberechenbarkeit, die vielfach gewundenen Lebensströme und lauter krumme Wege mit Hindernissen, Widrigkeiten, Herausforderungen, Bedrohungen und Fragen.
Das ganze Leben mit seinen Höhen und Tiefen, Proben und Gefahren, Schmerzen und Leiden scheint ein einziger Umweg zu sein. Oft genug träumen wir von einem geraden, glatten, direkten, einfachen Leben. Bis wir erkennen, dass es dann kein Leben mehr, sondern ein künstliches Gebilde ohne Sinn und Spannung, ohne Wirkung und Wahrheit, ohne Frucht und Erfolg, ohne Wachsen und Reifen wäre.
Was wir in unserem Leben Umwege nennen, sind von Gott her gesehen Reifungs- und Segenswege.

Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Jesaja 55,8f




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de