Gedanken für den 25.03.2023
Vision und Passion
Die größte Vision, zu der ein Mensch fähig ist, ist das Leben selber. Kindheit und Jugend, Ehe und Familie, Arbeit und Erfolg, Lesen und Reisen, Bildung und Begegnung haben einen Zauber, Reichtum, Reiz und eine Imagination. Weltwahrnehmung und Selbsterfahrung bilden eine faszinierende Korrespondenz. Der Traum und die Schau vom Leben kann gar nicht groß und stark, weit und tief genug sein. Ist es ein Widerspruch, wenn das Leben selbst oft mehr einer schmerzhaften Passion gleicht als einem glücklichen Traum?
Bei allem Zauber und Reichtum der Kindheit und Jugend erfährt der Mensch in keiner anderen Lebensphase so viel Schmerz, Verletzung und Demütigung. "O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!" ist nur die eine Seite. Die unzähligen Ängste, Tränen, Leiden und Schmerzen sind die andere Seite der Kindheit.
Ist es in Ehe und Familie anders? Wie verletzlich wird man in der Liebe! Und wo wird neben dem Mysterium des Lebens die Qual und Seelennot des Menschen mehr erfahren als in der Liebe und im Miteinander? Auch in der Arbeit liegen glückliche Erfüllung und leidvolles Scheitern hautnah beieinander. Selbst Wissen und Erfahren tut weh. Wer die Welt im Großen und sich selbst im Kleinen wirklich wahrnimmt, wird daran auch unsäglich leiden.
Vision und Passion sind für Menschen, die das Leben leidenschaftlich lieben, eins. Menschen mit großen Visionen sind immer passionierte Lebende. Die Schmerzen des Lebens, von der Geburt angefangen bis zum leidvollen Prozess des Sterbens, sind kein Widerspruch zum Leben, sondern der Beweis für seine Echtheit und Wahrheit.
Ich möchte ihn erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleichgestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.
Philipper 3,10f
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de