Gedanken für den 19.03.2023

Was ist wohl das Größte?

Eines Sonntagvormittags fragte Anna: "Was ist wohl das Größte, was Gott gemacht hat?" Ich überlegte und sagte: "Das Größte ist die Erschaffung des Menschen." Sie schüttelte den Kopf und war nicht einverstanden. Ich rätselte herum - vielleicht die Tiere oder Blumen? Ich fragte mich durch die sechstägige Schöpfungsgeschichte hindurch, erntete aber nichts als weiteres Kopfschütteln. Mehr fiel mir nicht ein. Sie holte tief Luft und sagte: "Das Größte ist der siebte Tag."
"Das kapier ich nicht", sagte ich. "Da hat er nun alle seine Wunder in sechs Tagen fertiggekriegt. Und dann ruht er sich aus am siebten Tag. Was ist da so Besonderes dran?" Anna hopste vom Stuhl und setzte sich auf meinen Schoß. Das war ihre Art, wenn es galt, dem unwissenden kleinen Jungen etwas beizubringen. "Warum hat er sich denn am siebten Tag ausgeruht?" fragte sie. "Na, das Ganze war doch 'ne hübsche Menge Arbeit. Da braucht man dann mal 'ne Pause." - "Er hat sich aber nicht ausgeruht, weil er müde war." - "Nanu? Ich bin schon müde, wenn ich bloß dran denke, was er alles gearbeitet hat." - "Er nicht. Er war nicht müde." - "Bestimmt nicht?" - "Am siebten Tag hat er die Ruhe gemacht, geschaffen, meine ich. Und das ist das wirkliche Wunder. Er hat sich die Ruhe ausgedacht und sie dann gemacht. Wie, glaubst du, war das alles, bevor er am ersten Tag angefangen hat mit der Arbeit?" - "Ein ziemlich schauerliches Durcheinander, nehme ich an." -"Ja, und du kannst dich doch nirgendwo ausruhen, wenn alles so'n Riesendurcheinander ist . . . oder? . . . Und als er mit allem fertig war, hatte er die ganze Unordnung in Ordnung gebracht. Und jetzt konnte er sich die Ruhe ausdenken. Und darum ist die Ruhe das allergrößte Wunder!"

"Nun waren ja die Werke von Anbeginn der Welt fertig,- denn so hat er an einer andern Stelle gesprochen von dem siebenten Tag: ,Und Gott ruhte am siebenten Tag von allen seinen Werken.' Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes. Denn wer zu Gottes Ruhe gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken so wie Gott von den seinen.
(Hebräer 4,3f.9f)


Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de