Gedanken für den 17.03.2023

Eine gute Antwort

"Vor einigen Jahren erhielt ich die Gelegenheit, mit Mutter Teresa von Kalkutta zu sprechen. Ich hatte damals mit vielen Dingen zu kämpfen und wollte die Chance nutzen, Mutter Teresa um Rat zu fragen. Kaum hatten wir uns begrüßt und Platz genommen, legte ich mit meinen Problemen los. Dabei versuchte ich, Mutter Teresa davon zu überzeugen, wie schwierig und kompliziert doch alles sei. Nachdem ich gut zehn Minuten geredet und mein Herz ausgeschüttet hatte, wurde ich endlich still, worauf Mutter Teresa mich ruhig ansah und sagte: Nun, wenn Sie jeden Tag eine Stunde Anbetung vor dem Herrn verbringen und niemals etwas tun, von dem Sie wissen, dass es unrecht ist, dann werden Sie es recht machen!`
Als Mutter Teresa das sagte, wurde mir sofort klar, dass sie meinen großen Luftballon komplizierter Selbstanklagen zum Platzen gebracht und mich auf den weit weg von mir selbst liegenden Ort wirklicher Heilung hingewiesen hatte. Ich war von ihrer Antwort so verblüfft, dass es mich nicht mehr allzu sehr drängte und ich es auch nicht mehr für notwendig hielt, das Gespräch fortzusetzen. Es wäre gestohlene Zeit gewesen angesichts der vielen Leute, die vor der Tür warteten und Mutter Teresa sehen wollten. So dankte ich ihr und verabschiedete mich. Ihre wenigen Worte haben sich meinem Herzen bis heute tief eingeprägt. Ich hatte diese Worte nicht erwartet. Es war eine sehr direkte und einfache Antwort, die mich um so tiefer traf. Ich wußte, dass Mutter Teresa die Wahrheit gesagt hatte, die ich nun für den Rest meines Lebens leben musste.
Mutter Teresas Antwort war wie ein Lichtblitz in meiner Dunkelheit. Plötzlich kannte ich die Wahrheit über mich selbst."
(Henri J.M. Nouwen)

"Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott!"
(Micha 6,8)


Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de