Gedanken für den 03.03.2023

Die Gnade des Morgens

"Jeder neue Morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens. Jeder Tag ist ein abgeschlossenes Ganzes. Der heutige Tag ist die Grenze unseres Sorgens und Mühens (Mt 6,34; Jak 4,14). Er ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren, um Glauben zu halten oder in Schande zu fallen. Darum schuf Gott Tag und Nacht, damit wir nicht im Grenzenlosen wandern, sondern am Morgen schon das Ziel des Abends vor uns sähen. Wie die alte Sonne doch täglich neu aufgeht, so ist auch die ewige Barmherzigkeit Gottes alle Morgen neu (Klgl 3,23). Die alte Treue Gottes allmorgendlich neu zu fassen, mitten in einem Leben mit Gott täglich ein neues Leben mit ihm beginnen zu dürfen, das ist das Geschenk, das Gott uns mit jedem Morgen macht. In der Heiligen Schrift ist der Morgen eine Zeit voller Wunder. Es ist die Stünde der Hilfe Gottes für seine Kirche (Ps 46,6), die Stunde der Freude nach einem Abend des Weinens (Ps 30,6), die Stunde der Verkündigung des göttlichen Wortes (Zeph 3,5), der täglichen Austeilung des heiligen Mannas (2 Mo 16,13f); vor Tagesanbruch geht Jesus beten (Mk 1,35), in der Frühe gehen die Frauen zum Grab und finden Jesus auferstanden am Ufer des Sees von Tiberias (Job 21,4). Es ist die Erwartung der Wunder Gottes, die die Männer des Glaubens früh aufstehen läßt (1 Mo 19,27; 2 Mo 24,4; Hiob 1,5 u. a.). Der Schlaf hält sie nicht mehr. Sie eilen der frühen Gnade Gottes entgegen."
(Dietrich Bonhoeffer)

"Laß mich am Morgen hören deine Gnade, denn ich hoffe auf dich!"
(Psalm 143,8)


Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de