Gedanken für den 07.02.2023

Wer liebt Gott wirklich?

Ein indisches Märchen erzählt von drei Männern, die im Urwald unterwegs sind. Plötzlich sehen sie einen Tiger auf sich zukommen. Der erste der drei Männer ruft: "Freunde, unser Schicksal ist besiegelt. Der Tiger wird uns fressen, und unser Tod ist unvermeidlich!" Ein Mensch, der so reagiert, ist ein Fatalist, der an die Unabänderlichkeit des Schicksals glaubt.
Der zweite Mann rät: "Meine Brüder, wir wollen gemeinsam zu Gott rufen. Er wird uns in seiner Barmherzigkeit helfen und uns vor dem Tiger bewahren!" Ein Mensch, der so rät, ist ein religiöser Mensch, der alles von Gott erwartet, ohne seine Möglichkeiten einzusetzen.
"Warum sollen wir Gott belasten, wenn wir uns selber mit seinen Gaben helfen können? Lasst uns schnell auf diesen Baum klettern und uns vor dem Tiger verbergen!" Ein Mensch, der so denkt, liebt Gott wirklich.
Das indische Märchen möchte den Fatalisten, der weder handelt noch betet, und den religiösen Menschen, der nur betet und nicht handelt, dem wirklich liebenden gegenüberstellen. Wer klug und folgerichtig handelt, also die Möglichkeiten Gottes in seinem Leben nutzt, liebt Gott wirklich.
Gott gab uns Augen, die Gefahr zu sehen. Er gab uns den Verstand, über Wege der Rettung aus der Gefahr nachzudenken. Er gab uns Gefährten, mit denen wir die Wege überlegen und gehen können. Er gab uns Hände zum Handeln und ließ Bäume wachsen, auf die wir uns retten können. Der Glaube soll die Tat nicht ersetzen, sondern zu den richtigen Taten hinführen.

Und der Herr sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände bei uns. Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern!
Psalm 90,17




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de