Gedanken für den 05.02.2023

Die bessere Gerechtigkeit

Eine alte Legende erzählt von zwei Mönchen, die Streit miteinander haben. Sie können sich nicht einigen, denn jeder von beiden fühlt sich im Recht. Schließlich tragen sie dem Abt ihre Sache vor und bitten ihn, den Streit zu schlichten und für Gerechtigkeit zu sorgen. Der Abt möchte eine Nacht Bedenkzeit und gibt den Mönchen am nächsten Morgen seine Antwort:
"Gerechtigkeit gibt es nur in der Hölle, im Himmel regiert die Barmherzigkeit, und auf Erden gibt es das Kreuz!"
Lange reibt man sich an der Antwort, bis man einsieht, dass eine austeilende und konsequente Gerechtigkeit in die Hölle führt, dass Gottes Gerechtigkeit die Gestalt der Barmherzigkeit hat und dass der Weg zwischen dem Rechthaben und Barmherzigsein der Weg des Kreuzes ist.
Schauen wir auf den Hügel Golgatha. Der eine Verbrecher lästert Christus. Er bekommt die gerechte Strafe für sein Leben und findet die Gerechtigkeit der Hölle. Der andere Verbrecher bittet Jesus um Gnade und bekommt Gottes Barmherzigkeit. Jesus aber leidet das Kreuz auf Erden, damit es in der Hölle die Gerechtigkeit und im Himmel die Barmherzigkeit geben kann.

Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Er handelt nicht mit uns nach unsren Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Psalm 103,8.10




Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de