Gedanken für den 01.02.2023

Der Große Knall

"Wir führten eine nach Außen hin gut funktionierende Ehe, doch in unserem Inneren war es leer. Wir gingen zwar als Familie in die Kirche, füllten aber unsere seelische Leere mit Besitz, Geld, Hobbys und Unternehmungen. Mein ungestilltes Liebesbedürfnis stillte ein Freund, bis es mein Mann erfuhr. Wir trennten uns und gingen wegen der Kinder wieder zusammen. Doch unterschwellig kriselte es weiter, bis es in der Silvesternacht 1990 zum großen Knall kan. Als ich beim Streit aus dem Schlafzimmer laufen wollte, schoß mein Mann mit der Pistole auf mich. Die Kugel ging durch die Wirbelsäule. ich fiel zu Boden und konnte nicht mehr aufstehen.
Nun griff Gott ein. Er schenkte, dass ich meinem Mann sofort von Herzen verzeihen konnte. Mein Mann verständigte selbst die Polizei und wurde festgenommen. Ich kam in die Klinik zur Operation. In der Intensivstation dachte ich, mein Leben ginge zuende. Doch in genas und wurde zur Rehabilitation verlegt. Dann stand es fest: Ich würde querschnittsgelähmt bleiben.
Mein Mann bekam in der Untersuchungshaft eine Bibel in die Hand; und wir spürten eine nie gekannte Verbindung wie in einem Dreieck: zu Gott und zueinander. Er wurde nach 6 Wochen entlassen. Gott wirkte weiter wunderbar. Das Haus konnte in kurzer Zeit rollstuhlgerecht umgebaut werden. Die Strafe wurde auf Bewährung gesetzt. So konnten wir im Oktober 91 wieder als Familie beginnen.
Bald merkte ich: das neue Leben im Rollstuhl war mühsam und hatte viele Grenzen. Doch Gott schickte mir zu dieser Zeit einen Christen als Krankengymnast ins Haus. Er hörte mir zu, half mir verständnisvoll und lud mich in seine Gemeinde ein. Dort lernten wir viele Christen kennen, ihren liebevollen Umgang miteinander, ihr Leben und Reden mit Gott, ihren Glauben. Bald bekannten auch wir uns zu Jesus, gingen in den Hauskreis und spürten die Führung Gottes in unserem Leben. Meine Verzweiflung und mein Selbstmitleid wurden weniger. Ich kann nun täglich die Hilfe und Liebe Gottes erleben; ich weiß um meine Vergebung und Heilsgewißheit und bin dankbar meinem Herrn, dass es mir gut geht und ich meine Familie mit Haushalt selbst versorgen kann.
1993 ließen mein Mann, meine 14jährige Tochter und ich uns in der Baptistengemeinde taufen.
Ich weiß heute: Mein Leben im Rollstuhl hat einen Sinn, meine Lebensfreude kommt von Gott. Wir wollen ihm als Familie treu sein. Der Herr Jesus ist unsere Mitte und unsere Kraft. Durch seine Liebe können wir uns annehmen und lieben. Unsere Ehe lebt und gedeiht durch ihn."
(Clara Schauer)

"Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden!"
(2. Korinther 5,17)


Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de