Gedanken für den 27.01.2023
Sehnsucht nach Leben
Eine junge Frau war sehr verzweifelt und wollte ihrem Leben ein Ende machen. So ging sie zu einem weisen Mann und erzählte ihm von ihrer Absicht, nichts mehr zu essen, bis sie sterben würde. Der alte Mann nickte zustimmend und meinte nur: "Das wird ein schöner Tod werden!" Die Frau war ganz enttäuscht, denn insgeheim hatte sie gehofft, der weise Mann würde sie von ihrem Vorhaben abbringen. So begann sie denn zu fasten. Und im Laufe der Tage spürte sie in ihrem Körper wunderbare Veränderungen. Ihr Leib und ihre Seele wurden gereinigt, und sie fühlte sich mit jedem Tag besser und wohler. Gelegentlich hatte sie ein Gefühl von Traurigkeit, und sie lernte auch seelischen Schmerz kennen, der sich aber immer mehr in eine tiefe Freude am Leben verwandelte. In ihr wuchs mit jedem Tag mehr eine Sehnsucht nach Leben. Sie fastete nun schon über zwei Wochen, und es ging ihr immer besser. Nach drei Wochen war aller Schmerz vorbei, und sie fühlte ihr Herz überströmen von Glück und Lebenshunger. Es war eine unbändige Sehnsucht nach Leben. Und so beschloss sie denn, wieder zu leben, doch ab jetzt wirklich zu leben.
Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist.
Matthäus 6,17f
Axel Kühner "Hoffen wir das Beste"
© 1997 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage
2016
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de