Gedanken für den 29.12.2022

Der Esel

Ich bin ja nur ein graues Tier und stehe auf den Beinen vier und habe lange Ohren.
Doch was ich dann am Abend sah, und was da dicht vor mir geschah, war, dass ein Kind geboren.
Es waren beides schlichte Leut' in ihrem langen Wanderkleid, die dort im Stalle ruhten.
Auf einmal kamen dann die Weh'n, ich hab es alles mitgesehn, und es verlief zum Guten.
Dann war auf einmal ein Getön. Um uns herum, so hell und schön, dass ich voll Wunder staunte.
Ich merkte, dass hier das geschah, wonach die Welt voll Sehnsucht sah, und die Geschichte raunte.
Der Ärger war dann schnell verraucht, dass meine Krippe jetzt gebraucht, aus der ich gern gefressen.
Jetzt schmeckt es besser als es tat, weil nach des Allerhöchsten Rat auch Engel draufgesessen.
Ich bin ja nur ein graues Tier und stehe auf den Beinen vier und habe lange Ohren.
Doch, wenn ein Esel es begreift, dass so die Liebe Gottes reift, ist's Leben nicht verloren.
(Paul-Gerhard Hoerschelmann)

Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk versteht's nicht.
Jesaja 1,3




Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de