Gedanken für den 24.12.2022

Weltnacht und Weihnacht

Es war eine Nacht wie jede andere. Dunkel fiel über das Land und löschte das Licht des Tages langsam aus. Wilde Tiere machten sich auf, arglose Schafe zu reißen. Hirten wachten draußen auf dem Feld gegen das Böse und wärmten sich am Feuer. Schwermut legte sich auf die Traurigen, und Kranke zählten unter Schmerzen die langen Stunden. Kinder träumten selig vom bunten Leben. Diebe machten sich im Schutz der Dunkelheit mit ihrer Beute davon. Liebespaare suchten heimlich die Erfüllung ihrer Sehnsucht. Sterbende blieben todeinsam, und Abgearbeitete sanken erschöpft auf ihr Lager. Sterne leuchteten am Himmel.
Es war eine Weltnacht, eine Allerweltsnacht wie jede andere. Und doch war in dieser Nacht alles anders. Gott weihte uns seinen Sohn. In einer Notunterkunft wurde Jesus geboren. Arm, unter Schmerzen, unterwegs und winzig kam er zur Welt. Gott fand in seiner Liebe einen Weg zu uns Menschen. Er nahm unser Fleisch und Blut an und weihte sein Liebstes uns armen Erdenkindern.
Da begann ein Weg der Liebe und der Schmerzen. Maria und Joseph erfuhren es zuerst. Maria gab ihren Leib und ihre Liebe und musste erleben, dass ihr Sohn nicht ihr Sohn ist. Joseph gab seinen Namen, seine Kraft und seine Ehre, sein Hab und Gut und hatte nichts als Schwierigkeiten. Kein Glanz fiel auf seine Treue, Demut und Hingabe. Und Jesus selbst wurde in seiner Liebe zum Menschen so verletzlich, dass er sich schließlich auf seine Liebe zu uns festnageln und kreuzigen ließ.
Aber durch diese Liebe verwandelte Gott das Dunkel der Weltnacht in das Licht der Weihnacht. Christ der Retter ist da! Für uns ist damals der Heiland geboren. Gott bindet sich an unser Leben. Er weiht uns seinen Sohn. Nun ist alles ganz anders.

Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.
Lukas 2,10f




Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de