Gedanken für den 26.11.2022
Leben und Sterben
Geboren werden und Leben, Leben und Sterben bilden einen geheimnisvollen Zusammenhang. In den alten Mythologien wurden Leben und Sterben in der Hand eines undurchschaubaren Schicksals gedacht. In manchen modernen Anschauungen liegen Leben und Sterben in der Hand des Menschen. Er möchte in seinem Drang nach Selbstbestimmung auch die Grenzen mitbestimmen. Die altgermanische Mythologie kennt drei Nornen, die das menschliche Leben festlegen. Die eine Norne spinnt den Lebensfaden eines Menschen, die andere bestimmt seine Länge, und die dritte schneidet den Lebensfaden ab. Beginn, Länge und Ende des Lebens liegen in den Händen eines übermenschlichen Schicksals. Als Gegenbewegung gegen diese totale Auslieferung des Seins wollen die Menschen heute ihr Leben selber in die Hand nehmen und bestimmen, den Beginn, den Gang und auch das Ende.
Zwischen dem schicksalhaften Ausgesetztsein und dem überheblichen Selber-in-die-Hand-Nehmen bleibt uns eine befreiende Sicht des Lebens im Vertrauen auf Gott, den Herrn über Leben und Tod. Er vertraut uns das Leben an, er begleitet es in seiner Liebe, und er vollendet es nach seiner Weisheit. Geboren werden, Leben sollen und Sterben müssen sind dann keine schicksalhafte Verkettung, aber auch keine menschliche Verkrampfung, sondern eine göttliche Erlaubnis an den Menschen, der sein Leben und sein Sterben aus Gott empfängt. Hier sind die glühende Liebe zum Leben einerseits, die schmerzhafte Realität des Todes andererseits zu einer Überwindung des Todes in neues Leben hinein zusammengebunden. Im Glauben an Jesus behalten wir das Leben lieb, nehmen den Tod ernst und freuen uns auf die Auferstehung zu einem ewigen Leben.
Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn!
Philipper 1,21
Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"
© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage
2015
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de