Gedanken für den 12.10.2022

Allerlei Spinniges

Auf einem Morgen Land leben durchschnittlich 50.000 Spinnen. Im Verhältnis zu ihrer Größe ist die gewöhnliche Spinne achtmal so schnell wie der schnellste menschliche Sprinter. Eine normale Spinne hat bis zu 600 Seidendrüsen, aus denen sie ihre Netze webt. Im Spätsommer kann man diese Kunstwerke, aus tausend Fäden wunderbar gesponnen, im Gegenlicht bewundern. Tautropfen hängen daran und ergeben mit dem Netz ein bewundernswertes Bild. Und doch ist diese immer wieder bestaunte Schönheit, dieses kunstvolle Wunderwerk ein grässliches Mordinstrument, in dem Insekten gefangen werden und qualvoll zugrunde gehen. So nah beieinander liegen in der Natur Schönes und Hässliches, Wunderwerk und Marterinstrument, Kunstwerk und Mordwaffe. Selbst die Tarantel, die eine Spinne ist und keine Netze weben kann, ist da keine Ausnahme. Sie sticht ihre Opfer, die vor Schmerz - wie von der Tarantel gestochen - leiden. So sind viele Schönheiten der Natur mit hässlichen Überlebenskämpfen verwoben. In der Natur ist kein Heil. Das Heil ist bei Gott, der auch die Natur einst aus dieser Widersprüchlichkeit erlösen wird.

Alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar und wartet auf des Leibes Erlösung.
Römer 8,22f




Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de