Gedanken für den 19.09.2022
Altwerden
Herr, wir wissen nicht, wie viel Zeit Du uns anvertraust.
Unsere Tage sind in Deiner Hand.
Aber eines merken wir genau, dass wir von Tag zu Tag,
von Jahr zu Jahr dem Ziel unseres Lebens näherkommen.
Herr, ich denke manchmal darüber nach, wie das sein wird,
wenn hier das Leben so weitergeht wie immer -,
aber ich bin nicht mehr da.
Die Straßenbahnen quietschen um die Ecken.
Die Kehrmaschine säubert die Rinnsteine.
Im Betrieb geht jeder wie immer seiner Arbeit nach,
frühstückt, macht einen Scherz.
Der Blaulichtwagen heult die Straße entlang.
Im Blumengeschäft gibt es Hortensien,
auch bunte Asternsträuße
und zum Ewigkeitssonntag Kränze.
Herr, hilf mir, das alles zu sehen
im Wissen um das Ziel meiner Wege.
Herr, hilf mir, das Altwerden als ein Reifen
zur Vollendung zu begreifen.
Herr, hilf mir zu sehen, dass die eigentliche Lebenskurve
ansteigt und nicht fällt.
Herr, hilf mir, auch zum Alter ja zu sagen,
denn es gibt keine Zeit, die nicht Deine Zeit ist
und die nicht von Dir Sinn,
Auftrag und Erfüllung empfängt.
Herr, hab Dank, dass ich auch im Altwerden
noch Dein Kind bleibe und Du mein Vater bist.
Lass meine Lippen Dich rühmen, wie Dir Kinder danken.
(Paul Toaspern)
Auch im Alter, Gott, verlass mich nicht, und wenn ich grau werde!
Psalm 71,18
Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"
© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage
2015
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de