Gedanken für den 23.08.2022

Dem Leben sind Tor und Tür geöffnet

Ein Mann ist in Not. Er geht zur Kirche, um dort zu beten. Er findet sie verschlossen. Enttäuscht kehrt er im Wirtshaus ein und tröstet sich mit einigen Bieren. Dann nimmt er sein Auto und fährt in die nächstgrößere Stadt bis vor den Dom. Auch der ist verschlossen. Verärgert setzt er sich ins Auto, nimmt Anlauf, durchbricht die große Eingangstür, braust den Mittelgang entlang bis vor den Altar. Ob er dort betet oder flucht, bleibt sein Geheimnis. Schließlich wendet er und fährt wieder aus der Kirche heraus. Der Sachschaden ist erheblich. Aber der Personenschaden in einem Menschen, der Hilfe suchte und alles verschlossen fand, auch. Wir sind eine geschlossene Gesellschaft. Die Häuser sind abgeschlossen. Die Kreise sind geschlossen. Die Kirchen sind abgeschlossen. Die Gesichter sind verschlossen, die Menschen sind zugeknöpft. Die Herzen sind eingefroren, und die Liebe ist erkaltet.
Da macht Gott seine Türen weit auf, lädt uns ein, zu kommen, zu reden, zu wohnen, zu bleiben und zu leben. Bei Gott sind dem Leben Tor und Tür geöffnet. Selbst die Gräber sind wieder geöffnet, und neues Leben ist möglich. "Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?" fragten einst die Frauen besorgt. Gott hat ihn schon abgewälzt. Jesus lebt. Und seine Leute wissen allerhand Lebendiges vom Tod.
Nun könnten wir auch wieder aufmachen: Gesichter und Herzen, Häuser und Hände, Kirchen und Gruppen.

Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort behalten.
Offenbarung3,8




Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de