Gedanken für den 17.08.2022

Die Bibel und das Bett

Um 1820 lebte in Witzhelden der Schuhmacher Breidenbach mit seiner Familie. Sie waren bitter arm, aber fröhlich im Glauben. Als das dritte Kind unterwegs war, brauchten sie dringend ein Bett. So traf es sich gut, dass im Wirtshaus eine Versteigerung von Hausrat angesagt war. Der Schuster Breidenbach nahm die gesamten Ersparnisse von 17 Talern, um ein Bett zu ersteigern. Als erstes wurde eine wunderschöne alte Familienbibel angeboten. Die Leute im Wirtshaus waren angetrunken und heiter und machten ihre Witze über die Bibel. Ein Kaufmann bot einige Groschen, um die Bibel als Einwickelpapier zu benutzen. Breidenbach bot dagegen, denn er konnte nicht mit ansehen, wie sie das kostbare Bibelbuch entwürdigten. Die Leute trieben nun den Preis hoch, um den armen Schuster zu ärgern. Schließlich bekam er die Bibel für seine 17 Taler. Das Bett war vergessen. Zu Hause machte seine Frau ihm bittere Vorwürfe, und er sagte nur ganz ruhig: "Ich habe es nicht ertragen, wie sie das heilige Buch verspottet haben!"
Am nächsten Tag erschien in aller Frühe der Müller aus der Nachbarschaft und brachte ein Bett mitsamt Bettzeug und bat den Schuster dringend, das Zeug ohne Aufsehen anzunehmen, da er sonst von seiner Frau was zu hören bekomme. Die Müllersfrau hatte die Geschichte gehört und sofort alles für die Schusterfamilie zurechtgemacht. Sie schickte ihren Mann mit den besten Grüßen und schenkte der Familie Breidenbach das Bett. Nun versöhnten sich auch die Eheleute wieder, und Breidenbach las am Abend seiner Frau aus der alten Bibel den 37. Psalm vor:

Hoffe auf den Herrn und tu Gutes. Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. Entrüste dich nicht über den, der seinen Mutwillen treibt. Das Wenige, das ein Gerechter hat, ist besser als der Überfluss der Gottlosen.
Psalm 37,3f.7.16




Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de