Gedanken für den 13.07.2022

Wunder Punkt

Achilles, der tapfere griechische Held, war durch ein Bad im Styx unverwundbar, bis auf seine Ferse. Diese schwache Stelle traf sein Gegner und tötete ihn. Seitdem nennt man den wunden und schwachen Punkt eines Menschen seine Achillesferse. Jeder von uns ist irgendwo verletzlich und hat bei allen Stärken seine Schwachstelle. Aber wir versuchen, den wunden Punkt zu verbergen, damit wir nicht unnötig verletzt und geschlagen werden. Menschen haben oft eine grausame Lust, in den Wunden und Schwächen eines anderen herumzukratzen. Und auch der Feind will uns an unserer schwachen Stelle treffen und erledigen. Darum tun wir alles, unsere Achillesferse zu schützen und zu verbergen. Wir zeigen Stärke und geben Überlegenheit vor. Nur keine Schwäche zeigen und Verwundbarkeit zugeben!
Wie gut, dass Gott uns ohnehin ganz durchschaut und restlos kennt. Er sieht mit Freude unsere Gaben und Stärken und erkennt mit Liebe unsere Schwachstellen. Gott hat keine Lust, uns mit unserer Verwundbarkeit bloßzustellen. Gott will sich der schwachen Punkte besonders liebevoll annehmen. Bevor wir verkrampft die wunden Punkte unseres Lebens hüten, übergeben wir sie Gott. Er hat uns längst erkannt, unsere Selbstverliebtheit und Überheblichkeit oder unsere Selbstverachtung und Resignation, unsere gestörte Beziehung zum Leib oder die Erkrankung unserer Seele. Gott sieht mit Liebe den wunden Punkt. Diese Liebe macht uns Mut, den Schwachpunkt unter seine besondere Fürsorge zu stellen. Gott nutzt unsere Schwäche nicht aus. Aber wir sollten seine Liebe ausnutzen als Schutz für unseren wunden Punkt.

Der Herr wird den Schaden seines Volkes verbinden und seine Wunden heilen.
Jesaja 30,26




Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de