Gedanken für den 09.06.2022

Traumhaft leben - lebhaft träumen

Nein, Träume sind keine Schäume. Sie sind wichtige Erfahrungen an der Grenze. Träume leben an der Grenze von Tag und Nacht. Wachträume sind Ausdruck einer Sehnsucht, und Nachtträume sind die Verarbeitung des Lebens im Innern. Träume deuten den Zusammenhang von Bewusstem und Unbewusstem an. Nur einen Teil unseres Seins erleben wir bewusst, ein anderer Teil vollzieht sich völlig unbewusst, aber ebenso real. Träume zeigen das Ineinander von aktivem Gestalten und passivem Widerfahren. Ich träume, das spricht von aktivem Wünschen und Wollen. Mir träumt, bedeutet ein Widerfahren, das mich überkommt. Träume wohnen auch an der Grenze von Finsternis und Licht. Gott zeigt in den Träumen sein wahres Gesicht, aber auch die Fratze des Teufels wird in ihnen erkennbar. Wunschträume sind ein Urbild für Glück, wenn wir von Traumhaus und Traumreise und Traumurlaub sprechen. Alpträume hingegen sind das Urbild für Schrecken und Angst. Träume enthalten beides, Offenbarung und Verhüllung zugleich. Im Traum wird etwas deutlich, indem es verborgen wird. Und im Traum verbirgt sich eine Wahrheit, die darin erkennbar wird.
An der Grenzerfahrung im Traum wird sichtbar, dass unser ganzes Leben an der Grenze wohnt, an der Grenze von Tag und Nacht, Bewusstsein und Unterbewusstsein, aktivem Wollen und passivem Erleiden, Gott und Teufel, Sehnsucht und Angst, Offenbarung und Verhüllung.
Die Bibel erzählt immer wieder davon, dass Gott die Träume, in denen der Mensch normalerweise seine Alltagserlebnisse und Lebenswünsche verarbeitet, benutzen kann, um sein Wesen und Wirken zu offenbaren, seine Gerichte oder sein Heil anzukündigen, besondere Führungen und Berufungen zu schenken und Menschen auf besondere Dinge aufmerksam zu machen.

Und Jakob träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.
1.Mose 28,12




Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de