Gedanken für den 10.05.2022

Die vereitelte Scheidung

Es geschah einmal, dass eine Frau in Sidon mit ihrem Mann zehn Jahre lang lebte, ohne dass sie ein Kind gebar. Dem Gesetz in diesen Angelegenheiten folgend, gingen sie zum Rabbi, um sich scheiden zu lassen.
Der Rabbi sprach zu ihnen: "Bei eurem Leben! Wie ihr, als ihr euch trauen ließet, bei einem festlichen Gelage zusammenkamt, so solltet ihr auch jetzt nicht ohne ein festliches Gelage auseinandergehen."
Sie folgten dem Rat des Rabbi und bereiteten ein großes Fest. Als der Mann den guten Wein reichlich gekostet hatte, fühlte er sich wohl und sagte zu seiner Frau: "Du kannst dir aus meinem Hause das mitnehmen, was dir am besten gefällt; und damit kehre in das Haus deines Vaters zurück!" - Als er eingeschlafen war, befahl sie ihren Knechten und Mägden, ihn und das Bett, auf dem er schlief, in das Haus ihres Vaters zu bringen. Morgens wachte der Mann auf, sah sich verwundert um und sprach: "Wo bin ich eigentlich?" - "Du bist im Hause meines Vaters", sagte die Frau, "du hattest mir doch erlaubt, dass ich das, was mir am besten gefällt, mitnehmen kann. Nichts gefällt mir besser in der ganzen Welt als du!"
Da gingen sie wieder zusammen zum Rabbi. Der betete für sie. Und bald darauf wurde die Frau schwanger. (Nach einer rabbinischen Geschichte)

"Das ist die Botschaft, die ihr von Anbeginn gehört habt, dass wir uns untereinander lieben sollen!"
(1. Johannes 3,11)


Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de