Gedanken für den 25.04.2022

Krank und gesund

Es gibt den Weg, die Bewegung, den Gang der sechs Tage. Sie sind Alltage und enthalten das Wirken. Und es gibt das Ziel, das Zuhause, die Ruhe, das Vollkommene, den siebten Tag. Er ist der heilige Tag und enthält den Segen Gottes.
Die sechs Tage und der siebte Tag finden ihre Entsprechung im Menschen. Die sechs Tage bedeuten die Wirklichkeit des Tuns und Handelns, des Sichtbaren und Gewöhnlichen, des Alltäglichen und Praktischen.
Der siebte Tag ist die Wirklichkeit des Verborgenen und Heiligen, des Stillen und Unsichtbaren, des Göttlichen und Vollkommenen.
Sind im Menschen diese beiden Wirklichkeiten versöhnt und bilden eine Einheit der Beziehung, so ist der Mensch gesund. Er ist unterwegs und zu Hause zugleich. Er ist alltäglich und heilig zugleich. Er ist Schaffender und Ruhender in einem.
Kranksein hingegen ist das Isolieren des einen vom anderen. Das Zerbrechen der Einheit von Weg und Ziel, unterwegs und zu Hause, menschlich und göttlich, alltäglich und heilig ist das Kranksein, nämlich ein Zerbrochensein im Innersten. Der Mensch braucht also die Heilung.
Er braucht die Versöhnung beider Wirklichkeiten. Der Kranke ist einsam und verlassen, weil er die andere Wirklichkeit des Ruhens, Geheiligt- und Gesegnetseins sucht und vermisst. Werden sie wieder verbunden, so entstehen Heil und Freude. Man wird geheilt, wenn man die andere Seite wiederfindet. Das wahre Heil ist das Zusammenbringen der beiden Wirklichkeiten. Das will uns Jesus schenken in seiner Liebe, indem er uns wieder anschließt an die Wirklichkeit Gottes, der Ruhe und des Zuhauses bei ihm.

"Dein ist das Licht des Tages, dein ist das Dunkel der Nacht. Leben und Tod sind in deiner Hand. Dein sind auch wir und beten dich an. Du, Herr, hast uns zu dir hin geschaffen, und unser Herz ist unruhig. bis es Ruhe findet in dir. Lass uns ruhen in deinem Frieden und
erwachen. dich zu rühmen." (Augustin)




Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de