Gedanken für den 16.02.2022

Aus der Weite in die Enge

Dem Menschen ist es bei Gott zu eng. Er will hinaus in die Weite. Die Maßstäbe Gottes engen ihn ein. Er sucht die Freiheit und reißt sich von Gott los. So verliert er das Paradies, die Geborgenheit bei Gott. Dafür findet er sich in der tödlichen Weite der Weltwüste wieder und hat nun alle Freiheit, umzukommen. Er ist sich selbst verantwortlich, aber auch sich selbst preisgegeben. So findet sich der Mensch hinter den Gitterstäben der Angst und Gier, der Unerfülltheit und Einsamkeit wieder. Gott, der die Vögel gemacht hat, baut keine Käfige. Aber der Mensch, der sich von Gott losreißt, findet sich wie ein angstkranker Vogel im Käfig seiner eigenen, kleinen Welt wieder. Vor diesem Käfig lauert hämisch die Bedrohung unseres gefangenen Lebens in der Gestalt eines fetten Katers, der uns aus dem Käfig lockt mit den Worten: "Du hast wohl Angst vor der Freiheit?!"
So sind wir doppelt geschlagen. Die Geborgenheit bei Gott tauschen wir mit dem Käfig unserer Angst. Und aus dem Käfig unserer Angst gibt es nur den Weg in das sichere Verderben. Und das nennen wir ein freies Leben! Der Anschluss an den ewigen, großen, lebendigen Gott soll angeblich das Leben einengen. Und die tödliche Einsamkeit im Käfig unseres Selbst soll angeblich die Freiheit sein.

Wir gingen alle in die Irre, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn!
Jesaja 53,6




Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de