Gedanken für den 21.01.2022

Zerstörtes Glück

Sie standen am Spielplatz, als der Schüler den Meister fragte: "Wie kommt es, dass alle Menschen glücklich sein wollen und es doch nicht werden?" Der Meister wies auf die spielenden Kinder. "Sie sind glücklich!" - "Wie ist es aber um das Glück der Erwachsenen bestellt?" fragte der Schüler. Der Meister holte aus dem weiten Ärmel seines Gewandes eine Handvoll Münzen hervor und warf sie unter die spielenden Kinder. Da verstummte mit einem Mal das fröhliche Lachen, und die Kinder stürzten sich auf die Münzen. Jedes von ihnen wollte möglichst viele für sich gewinnen. Sie lagen auf der Erde und rauften sich. Statt Lachen erschallte nun ein Geschrei und Gezeter. Das Triumphgeheul der glücklichen Eroberer mischte sich mit Wutgeheul der Unterlegenen. "Und nun", fragte der Meister, "was hat ihr Glück zerstört?"
"Der Streit", erwiderte der Schüler. "Und wer hat den Streit erzeugt?" - "Die Gier!" - ‚Nun hast du die Antwort auf deine Frage. Alle Menschen erfüllt die Sehnsucht nach dem Glück, aber die Gier in ihnen, es zu erjagen, bringt sie gerade um das, was sie sich sehnlichst wünschen!" (Aus einer chinesischen Legende)

Woher kommt Streit unter euch? Kommt er nicht aus euren Begierden, die in euch kämpfen? Ihr seid begierig und erlanget's damit nicht!
Jakobus 4,1f




Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"

© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage

2015

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle: www.miriam-stiftung.de