Gedanken für den 07.01.2022
Festgehalten
Bei Gott sind wir nicht abgeschrieben, sondern eingeschrieben. Als das Volk Israel in der Verbannung verzweifelt dachte, Gott habe es vergessen und abgeschrieben, ließ Gott durch den Propheten Jesaja seinem Volk sagen: "Ich habe dich nicht vergessen, siehe, in meine Hände habe ich dich gezeichnet!" (Jesaja 49,15f)
Dieses Wort geht auf einen Brauch der Antike zurück. Verliebte schrieben sich, wenn sie getrennt waren, den Namen des Partners in die Hände. Die Namen in der Hand drückten die Sehnsucht aus, stellten die Liebe dar und hielten den anderen buchstäblich fest. Der Name war eingeschrieben und damit festgehalten. Beide hielten am anderen fest.
So möchte Gott uns einladen, den Liebesbund mit ihm festzumachen. Wir sind nicht abgeschrieben, sondern in seine Hände eingeschrieben. Bei Gott sind wir mit unserem Namen festgehalten. Wie sehr unser irdisches Leben bisweilen einem notvollen Exil jenseits des Glücks gleicht, Gott hat uns nicht vergessen, sondern uns mit unserem Namen bei sich festgehalten. In seinen Händen steht unser Name. Gott hat Sehnsucht nach uns und hält uns in Liebe fest.
Und was steht in unseren Händen? Was haben wir als Erstes, Bestes, Liebstes und Wichtigstes festgehalten mit unseren Händen? Halten wir, was nicht hält, zählen wir, was nicht zählt, und lieben wir, was nicht bleibt? Oder schreiben wir seinen Namen in unsere Hand als Antwort auf seine Liebe zu uns?
Dieser wird sagen: Ich bin des Herrn, und wieder ein anderer wird in seine Hand schreiben: Dem Herrn eigen.
Jesaja 44,5
Axel Kühner "Eine gute Minute, 365 Impulse zum Leben"
© 1994 Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 11. Auflage
2015
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Quelle: www.miriam-stiftung.de